In diesen Bereichen verbesserte das Elisabethenwerk die Lebenssituation der Frauen
Bei allen lokalen Initiativen, die das Elisabethenwerk unterstützt, stehen Frauen im Zentrum. Die Konzepte werden von Frauen entwickelt und sind auf die Bedürfnisse der ärmsten Frauen zugeschnitten. Immer mit dem Ziel, die Frauen zu stärken und ihren beschwerlichen Alltag zu erleichtern. Ein Überblick des langjährigen Engagements in Bolivien:
- Häusliche Gewalt:
Mit Frauenhäusern wird eine Anlaufstelle geboten, wo sie in Notsituationen Unterschlupf und medizinische, psychologische sowie wirtschaftliche Beratung finden. Mit Schulungen erhalten sie eine Perspektive, um nach dem Aufenthalt ein Einkommen erwirtschaften zu können. Hinzu kommt Präventionsarbeit mit Kursangeboten in besonders von häuslicher Gewalt betroffenen Quartieren.
- Arbeitsbedingungen von Hausangestellten:
Erst seit 2003 gibt es Arbeitsrechte für Hausangestellte. Besonders in den ersten Jahren war es wichtig, neu entstehende Gewerkschaften zu unterstützen, welche die Hausangestellten, aber auch die breite Bevölkerung für ihre Rechte sensibilisieren. Nur mit dem nötigen Wissen können Rechtsverletzungen vermieden werden. Die Gewerkschaften helfen auch bei Missachtung der Rechte. Dank der Verbesserung der Kompetenzen der Hausangestellte wird die Basis für bessere Anstellungen geschaffen. Seit 2003 unterstützte das Elisabethenwerk drei bolivianische Gewerkschaften, teilweise über viele Jahre.
- Frauenrechte und politische Rechte:
Bolivien kennt das Frauenstimmrecht seit 1938 für Frauen mit Schreib- und Lesekenntnissen, seit 1952 schliesst es alle Frauen ein. Doch bis 2003 konnten Frauen mit wenig Bildung ihre Rechte nur eingeschränkt ausüben, ihnen fehlte schlicht das Grundwissen dazu. Mit der Wahl von Evo Morales wurde entsprechende Sensibilisierungsarbeit geleistet. Das Elisabethenwerk hat verschiedene Projekte unterstützt, welche den Frauen die Möglichkeit eröffneten, ihre Rechte wahrzunehmen, in der Öffentlichkeit aufzutreten und auf kommunaler, regionaler und nationaler Ebene Einfluss zu nehmen. Viele der Frauen wurden später in verschiedene Ämter gewählt.
Bis Mitte 2023 supportet das Elisabethenwerk ein Projekt, in dem alleinerziehende Frauen lernen, Alimente einzufordern und psychosoziale Unterstützung erhalten, da die meisten von ihnen von häuslicher Gewalt betroffen sind.
- Energie, Gesundheit und der Kampf um sauberes Wasser:
Bolivien ist sehr rohstoffreich. Leider führt deren Abbau oft zur Verschmutzung beziehungsweise Vergiftung der Bäche und Flüsse. Beispielsweise, wenn die eingesetzten Chemikalien wie etwa Quecksilber nicht fachgerecht entsorgt werden.
Frauen aus Bergbaugebieten schlossen sich zusammen, um für ihr Menschenrecht auf sauberes Wasser zu kämpfen. Die daraus entstandene Organisation wurde vom Elisabethenwerk über fünf Jahre unterstützt. - Naturmedizin und Erhalt traditioneller Heilmethoden:
In Bolivien geniesst die Naturmedizin rechtlich den gleichen Status wie die Schulmedizin, aber auch die gleich strengen Vorschriften. Wir unterstützten drei Organisationen bei der Herstellung und Patentierung von naturmedizinischen Produkten, damit sie auch in Apotheken verkauft werden können. Zwei dieses drei sind heute selbständig, die dritte ist auf dem besten Weg dahin. - Kochen ohne Holz:
In ländlichen Gemeinden förderte das Elisabethenwerk die Verbreitung von Solarkochern. Gerade im Hochland, wo fast keine Bäume wachsen, aber die Sonne oft scheint, ist dies sehr erfolgreich. Die Kocher werden intensiv genutzt. - Sorge für die Psyche:
Zwei engagierte Frauen bildeten mit Unterstützung des Elisabethenwerks 50 Frauen in einer Therapiemethode aus, die in Brasilien entwickelt wurde. Die Methode «Terapia Comunitaria Integrativa» (Selbstheilende Gemeinschaft) verhilft mit gemeinsamer Reflektion und gegenseitiger Unterstützung unzähligen Frauen (und Männer) zu einer kostengünstigen Form von Psychotherapie. Sie wird vielseitig eingesetzt, sei es an höheren Schulen, in Slums, in Gefängnissen, oder mit Personen aus dem Erziehungs- und Bildungssektor. Die Mehrheit der Projektpartnerinnen interessiert sich sehr für diese Methode, da Teams vielen Belastungen ausgesetzt sind und dank moderierten Gruppengesprächen mit ihren Lebenssituationen besser zurechtkommen können. Das Elisabethenwerk ermöglichte den Aufbau einer Organisation (ATECOM), die sich der Ausbildung und der Verbreitung dieser Therapiemethode verschrieben hat. - Gemüseanbau:
In Bolivien gilt es als modern, Süssgetränke, Fast Food und viel Fleisch zu essen. Die traditionelle Kost ist in den urbanen Gegenden nicht mehr sehr gefragt, auch weil Gemüse in den Städten sehr teuer ist. Das Elisabethenwerk förderte in Städten wie Tarija, La Paz, El Alto Projekte, welche mittels «Urban Gardening» mit platzsparenden Methoden den Gemüseanbau ankurbelten.
Eine der Organisationen, die Urban Gardening förderte, ist heute selbständig. Für die beiden anderen ist Unabhängigkeit keine Option, da sie immer wieder in anderen Quartieren arbeiten und dort den Frauen die Kenntnisse vermitteln.
Anders ist die Situation im Tiefland Boliviens, wo tropisches Klima herrscht. In den letzten Jahrzehnten wurde immer mehr Coca angepflanzt. Die Blätter werden von der Bevölkerung wegen ihrer Heilkraft sehr gerne gekaut, aufgelegt oder als Tee getrunken. Immer häufiger aber wurde Coca für die Herstellung von Kokain angebaut.
Ein Projekt förderte einerseits die Frauenorganisationen im Tiefland, andererseits verbreitete es alternative Anbaumethoden, um die Artenvielfalt zu steigern. Diese Frauenorganisationen erarbeiteten sich viel Achtung. Beispielsweise durch das Betreiben von Schulküchen, die hohe hygienischen Standards, ausgewogene Ernährung und staatliche Anerkennung benötigen. Einige der Frauen schafften es nach Schulungen über politische Rechte und öffentliches Auftreten in Gemeinderäte und sogar ins Parlament. - Produktion, Handwerk und praktische Schulung:
Im Hochland, in El Alto, wurden Frauen aus Slums im Stricken geschult, damit sie mit Alpaca-Wolle ein Einkommen erwirtschaften können. Ein anderes Projekt schulte Frauen in Schmuckherstellung, Backen, Kochen, Schneidern und Stricken, damit sie eine Anstellung finden oder selbständig arbeiten können.
In einer anderen Hochlandregion verbesserten Frauen aus dem Uru-Volk ihre Kenntnisse im Verarbeiten von Schilf, um diese Produkte verkaufen zu können. Gleichzeitig setzten sie sich für eine bessere Wasserversorgung ein, um die Krankheitsrisiken zu reduzieren.