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News 01.05.2021 | Paradiesgarten

Alles neu macht der Mai

1818 verfasste Hermann Adam von Kamp das romantische Lied «Alles neu macht der Mai». Er beschreibt, wie im Frühling die Natur neu erblüht und der Mai die Seele frisch und frei macht. In der dritten Strophe besingt er die Wirkung auf die Menschen: «Alles freut sich der Zeit, die verjüngt, erneut – Wiederschein der Schöpfung blüht uns erneuernd im Gemüt.» Kamp schrieb das Gedicht in einer politisch und gesellschaftlich unruhigen Zeit. Um die Jahrhundertwende wurden viele Kriege geführt und Napoleon hatte die Ideen der französischen Revolution in die Welt getragen. In Folge seiner Niederlage wurde Europa am Wiener Kongress 1814/15 neu geordnet, neue Grenzen und Staaten geschaffen. Man versuchte die traditionelle monarchische Gesellschaftsordnung wieder herzustellen.

Auch unsere Zeit ist in vielerlei Hinsicht im Umbruch:

  • traditionelle Lebenswirklichkeiten haben keine Allgemeingültigkeit mehr
  • religiöse und kulturelle Selbstverständlichkeiten sind in Frage gestellt
  • die einen fordern neue Gesellschaftsmodelle, die anderen hängen an den traditionellen
  • unsere (gesundheitliche) Sicherheit ist ins Wanken geraten
  • als selbstverständlich betrachtete Freiheiten sind uns genommen oder bedroht …

Es überrascht mich immer wieder, wie sich Menschen gerade in unruhigen, gar kriegerischen Zeiten nicht unterkriegen lassen, Vertrauen und Zuversicht auf bessere Zeiten haben, andere ermutigen die Hoffnung nicht aufzugeben. Man denke auch an Dietrich Bonhoeffer, der im Gefängnis schreiben konnte:
 

Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Ich frage mich, wo finden wir in diesen Tagen diese Zuversicht und auch die Ausdauer, diese belasteten Zeiten gut zu meistern, ohne daran zu verzweifeln? Wer oder was ist unser Halt und stärkende Inspiration? Wer schreibt für unsere heutigen Seelen ein stärkendes und hoffnungsvolles Gedicht oder Lied? Oder ist die Frage falsch gestellt?

Vielleicht sollte die Frage lauten: Was mache ich? Welche Hoffnung und Zuversicht trage ich in die heutige Welt? Wie kann ich Mai-Gefühle für mich und andere erlebbar machen?

Die spirituellen Anregungen des «Paradiesgartens» im Mai 2021 wurden gepflanzt von Rita Cavelti, Leiterin Alterszentrum.

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