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News 12.12.2022 |

«Die Frauen können mich anzapfen»

Brigida Arndgen (57) ist Religionspädagogin. Als pastorale Mitarbeiterin der Pfarrei Pfäffikon ist Brigida unter anderem für Familiengottesdienste, Ministrant:innen und Religionsunterricht zuständig. Zu ihren Aufgaben gehört auch die Begleitung der Frauengemeinschaft, die als Gruppierung in der Pfarrei St. Meinrad wirkt. «Brigida ist für uns eine wertvolle Verbindung und Schnittstelle», so Vereinspräsidentin Barbara Bucher.

Auf ihre alte Heimat in der Nähe von Köln angesprochen, schwärmt Bridida von der aufgeschlossenen und toleranten Art der Rheinländer:innen. Diese Offenheit bewahrt sich die gebürtige Deutsche in ihrer Arbeit. Die schöne Eigenschaft, «Andersartiges zu akzeptieren und im Ungewohnten etwas Spannendes zu erkennen» habe sie auch in ihren 25 Jahren in der Schweiz nie verlassen.

Brigida, ist die Geistliche Begleitung Teil deines Jobs?  

Ja, ich bin als pastorale Mitarbeiterin bei der Pfarrei angestellt. Zu meinen Aufgaben gehört es auch, als Geistliche Begleiterin die Frauengemeinschaft zu unterstützen.

Wie unterscheidet sich deine Arbeit mit deinen Arbeitskolleg:innen von der mit Freiwilligen?

Wenn man mit Arbeitskolleg:innen arbeitet, hat man eine Aufgabe und ein konkretes Ziel. Man schaut, dass man da gemeinsam landet. Man kann sich auch durchsetzen, eigene Ideen vorantreiben und notfalls ein Veto einlegen. Mit Freiwilligen gestaltet es sich ganz anders. Ich bin da, um Impulse zu geben. Die Entscheidungen aber treffen die Freiwilligen.

Was ist der zwischenmenschliche Aspekt deiner Arbeit?

Ich begleite die Gemeinde ja ohnehin als Seelsorgerin und bin für alle Menschen in der Pfarrei da. Da mich die Frauengemeinschaft kennt, gibt es ein Vertrauensverhältnis. Das habe ich während der Corona-Pandemie gemerkt. Mit einzelnen Frauen spreche ich darüber, was sie gerade beschäftigt, über Lebenskrisen und darüber, wie es weitergehen kann. Corona war schon Krise. Die Spannungen in der Gesellschaft rund um Impfung, Massnahmen und Zertifikatspflicht haben uns im Verein beschäftigt. Für viele Frauen war das auch eine persönliche Krise, die mit Konflikten in ihren Familien und ihren Freundschaften einherging.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit der Kirche?

Ich stehe der Frauengemeinschaft Pfäffikon in allen seelsorgerischen und auch sonstigen Fragen zur Seite, zum Beispiel bei der Gestaltung von Gottesdiensten. Ich habe aber auch eine Scharnierfunktion und vermittle zwischen Frauenverein und Pfarrei oder Kirchgemeinde. Die Frauen schauen mit mir gemeinsam an, was die Frauengemeinschaft für Vereinbarungen mit der Pfarrei getroffen hat und welche Verpflichtungen sich für beide Akteure daraus ergeben. Ich bemühe mich darum, dass diese Verpflichtungen für alle Beteiligten machbar und sinnvoll sind und dass sich alle gut entfalten können.

Was ist deine Maxime?

Kirche heute leben (trotz allem).

Was liegt dir besonders am Herzen?

Im Kleinen an der Veränderung der Kirche mitarbeiten. Es ist mir ein Anliegen, dass neue Formen der Liturgie mit frischeren Texten und lebendiger Musik Platz finden. Mehr Transparenz von Seiten der Kirche und mehr gelebte Gemeinschaft jedes einzelnen sind vonnöten.

Was empfindest du als Herausforderung?

Manche Entscheidungen der Ortskirche, des Bistums oder der Weltkirche sind nur schwer mitzutragen. Da ist manchmal ein innerer Konflikt in mir. Es gibt immer mehr Menschen, die der Institution Kirche und auch dem Glauben den Rücken zuwenden. Dieses Abwenden verstehe ich. Es stimmt mich nachdenklich und macht mich traurig.

Welche Rolle spielt Spiritualität in deiner Arbeit als Geistliche Begleitung?

Spiritualität ist grundlegend, wenn man den Job der Geistlichen Begleitung nicht als reinen Verwaltungsjob betrachtet. Die Vorstellung, dass es mehr gibt in dieser Welt und das Einbeziehen des Göttlichen in das eigene Leben und Handeln, ist die Grundlage für mein Arbeiten. Eine meiner grossen Aufgaben als Geistliche Begleiterin ist es, die Frauen zu erreichen, zu berühren, anzusprechen. Bei den Gottesdiensten möchte ich ihnen spirituell etwas für Kopf und Herz auf den Weg geben. Ich möchte Möglichkeiten des Stillwerdens, des Innehaltens, des Glaubens bieten.

Inwiefern wirkt sich deine Funktion aufs Vereinsprogramm aus?

Durch meine Arbeit gibt es spirituelle Angebote, die die Frauengemeinschaft gegenüber ihren Mitgliedern erbringt. Dazu gehören  der Gottesdienst vor der Generalversammlung und die Maiandacht. Für einen Verein, der sich auf christliche Werte stützt, kann das identitätsstärkend und sinnstiftend wirken.

Welchen Beitrag leisten die Freiwilligen des katholischen Frauenvereins zum Pfarreileben?

Wenn wir nicht die vielen Angebote der Frauengemeinschaft hätten, wäre unser Pfarreileben ärmer. Das Vereinsprogramm bringt Menschen zusammen und das stärkt die Gemeinschaft. Leider sehe ich, dass das grosse Engagement der Frauengemeinschaft ausschliesslich vom Vorstand getragen wird. Der Vorstand wird von seinen Mitgliedern allein gelassen. Die Angebote des Vereins werden gerne beansprucht, aber beispielsweise Helfer:innen für die Organisation dieser Angebote zu finden, gestaltet sich sehr schwierig. Das finde ich schade, denn der Verein trägt so viel zu unserer Gemeinde in Pfäffikon bei.

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