Feministischer Frauenstreik 2023
Vier Jahre nach dem Frauenstreik kämpfen Frauen weiterhin für ihren Platz in Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Kirche und machen auf Ungleichbehandlung aufmerksam – darunter auch SKF-Frauen.

Die Spannungen im Vorfeld des nationalen Frauenstreiks aufgrund einer Umbenennung in «Feministischer Frauenstreik» haben im SKF nicht zu Diskussionen geführt. Feministisch als Begriff beinhaltet eine grössere Bandbreite von Anliegen, es ist diverser und inklusiver. So zum Beispiel Queerfeminismus, welcher die Gleichstellung von LGBTQIA* fordert. Oder eine Elternzeit, von welcher insbesondere auch Männer profitieren würden, ist auf der Website des Streiks zu lesen. Die politische Arbeit des SKF widerspiegle die Forderungen des Feministischen Streiks – wenngleich in weniger aktivistischer Tonalität, so Präsidentin Simone Curau-Aepli. Der Frauenbund betrachtet seine Arbeit als feministisch, innerhalb und ausserhalb der katholischen Kirche. «Wir machen uns stark für die Gleichheit und Gleichwürdigkeit aller – unabhängig von Religion, Ethnie, Geschlecht, sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität», so Curau-Aepli.
Bessere Ausbildungsbedingungen in der Westschweiz
«Reconnaissance, formation, parité» (zu Deutsch: «Anerkennung, Ausbildung, Gleichheit»). Von diesen drei Schlagworten angeführt, streikte das «Réseau des femmes en Eglise» am 14. Juni in Fribourg. Am Ende ihres Marsches wurde das katholische Frauennetzwerk aus der Westschweiz im diözesanen Ausbildungszentrum Centre catholique romand de formations en Eglise (CCRFE) empfangen und von einem Fernsehteam für einen TV-Beitrag begleitet. In diesem Jahr legt das Netzwerk, das seit 2022 Kollektivmitglied des SKF ist, den Schwerpunkt auf die kirchliche Ausbildung, wo es noch immer Ungleichbehandlungen feststellt.
So würden in der Romandie Frauen oft aufgefordert, eine seelsorgerische Ausbildung am CCRFE zu absolvieren. Würden Frauen aber Anstellungen in Entscheidungs- oder Leitungsfunktionen übernehmen wollen, hagle es oft Absagen. Ohne akademischen Abschluss in Theologie blieben die Türen verschlossen. Der Zugang zu einem Theologiestudium (vor allem berufsbegleitend) sei nach wie vor eine Hürde, so das Netzwerk, und müsse gefördert werden. Die öffentliche Ausschreibung von kirchlichen Stellen sowie eine grössere Transparenz in punkto Einstellungskriterien und -verfahren gehört ebenfalls zum Forderungskatalog. Das Netzwerk setzt sich für die Anerkennung verschiedener Ausbildungswege, eine bessere Anerkennung der Abschlüsse für nicht-geweihte Menschen, sowie eine stärkere Präsenz von Frauen unter den Ausbilder:innen des Zentrums ein.
«Beim Streik 2019 sind wir nach Lausanne gefahren, wo die Conférence des Ordinaires de la Suisse Romande (COR) tagte. Unsere damaligen Forderungen richteten sich hauptsächlich an die COR. Dieses Mal betrafen sie die Ausbildung, da erschien es uns logisch, zum Ausbildungszentrum der Diözese zu gehen. Dort empfingen uns Direktor Philippe Hugo in Begleitung von Céline Ruffieux, Vizepräsidentin der COR. Beide nahmen unsere Botschaft wohlwollend auf und zeigten sich offen für die Diskussion, so Mariette Mumenthaler, Gründungsmitglied des Réseau des femmes en Eglise. Mit beiden katholischen Institutionen würden Termine für einen Austausch vereinbart werden.
Ökumenisches Podium in Bern
Die Evangelischen Frauen Schweiz EFS luden gemeinsam mit der Interessengemeinschaft Feministische Theologinnen nach Bern. Sie boten ein eigenes Vorprogramm in Form eines Poetry Slams, organisierten ein ökumenisches Podium und gingen im Anschluss mit den Teilnehmenden zur Kundgebung. Am Podium in der Berner Heiliggeistkirche diskutieren Kirchenfrauen über «gleichstellungsrelevante Positionen für die aktuelle Kirchenpolitik». Darunter auch Mentari Baumann, Katholikin und Geschäftsführerin der Allianz Katholisch Gleichwürdig.
Am Podium diskutierten ausserdem die aus der Kirche ausgetretene Theologin und Geschäftsführerin der IG Feministische Theologinnen Maria Regli, Ursula Marti, SP-Grossrätin und Synodalrätin der Reformieren Kirchen Bern Jura Solothurn sowie die christkatholische Theologin Stefanie Arnold. Das Podium moderierte Journalistin Heidi Kronenberg.
Am Streik selbst in Bern herrschte Aufbruchsstimmung. «So viele Menschen, die sich lautstark einsetzen für die Gleichstellung in allen Bereichen des Lebens. Ich war beeindruckt und nehme die Buntheit, die Vielfalt mit – der Menschen, aber auch der Emotionen. Diese gibt den Evangelischen Frauen Schweiz Schwung für unser weiteres Engagement», so EFS-Präsidentin Gabriela Allemann.
SKF-Frauen auf den Strassen
Im Aargau beteiligte sich der Aargauische Katholischen Frauenbund AKF offiziell Am Streik. Präsidentin Pia Viel sagt dazu: «Als AKF-Präsidentin ist mir die Wiedereinführung der Fachstelle für Gleichstellung ein wichtiges Anliegen. Auf diese Weise kann eine bessere Lohntransparenz zwischen den Geschlechtern hergestellt werden und ein vertieftes Engagement gegen häusliche Gewalt in Angriff genommen werden. Das Frauenhaus Aargau-Solothurn soll endlich mit dem notwendigen Sockelbeitrag unterstützt werden.»
Auch Angestellte der SKF-Geschäftsstelle mischten sich unter die Streikenden. «Grosse gesellschaftliche Veränderungen wurden in der Schweiz nie ausschliesslich in der institutionellen Politik erreicht. Die Schweiz hinkt in der Gleichstellung im Vergleich zu vielen europäischen Ländern hinterher. Wir können aus solchen Tagen stärker und selbstbewusster herausgehen. Das möchte ich persönlich unterstützen», erklärt Co-Geschäftsleiterin Karin Ottiger ihre private Teilnahme am Streik.
SKF-Kommunikationsfrau Sarah Paciarelli nutzte ihre private Teilnahme am Streik, um auf die Situation kriegsbetroffener und geflüchteter Frauen aufmerksam zu machen, die in Krisen und Konflikten stärker von Menschenhandel, Missbrauch sowie sexueller Gewalt bedroht sind. «Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Krieg. Frieden ist Gerechtigkeit, Chancengleichheit und Gleichberechtigung. Antifeminismus, Trans- und Homophobie sind Kernthemen autoritärer Despoten. Frieden und Feminismus gehen heute auf meinem Plakat zusammen», so Paciarelli.
Fribourg
Mariette Mumenthaler, Gründungsmitglied des Réseau des femmes en Eglise, am 14. Juni in Fribourg.

Bern
Simone Curau-Aepli (l.), Präsidentin SKF und Mentari Baumann, Geschäftsführerin der Allianz Gleichwürdig Katholisch am ökumenischen Podium in Bern.

Gabriela Allemann (r.), Präsidentin der Evangelischen Frauen Schweiz EFS beim Berner Streik.

Luzern
Karin Ottiger, Co-Geschäftsleiterin SKF, streikte privat in Luzern.

Zürich
Sarah Paciarelli, Mediensprecherin SKF, nahm als Privatperson am Streik in Zürich teil.

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