Habemus Papam: Frauenbund hofft auf mutige Schritte
Der SKF Schweizerischer Katholischer Frauenbund nimmt die Wahl von Robert Francis Prevost zum 267. Papst der römisch-katholischen Kirche mit Aufmerksamkeit und Hoffnung zur Kenntnis. Als päpstlichen Namen wählte der 69-Jährige Leo XIV. Der Wechsel an der Spitze der römisch-katholischen Kirche ist ein bedeutender Moment – nicht nur für die weltweite katholische Gemeinschaft, sondern auch für die zahlreichen Frauen, die sich seit Jahrzehnten für Gleichberechtigung in der Kirche engagieren.

Prevost wurde 1955 in Chicago, USA, als Sohn einer Mutter spanischer Herkunft und eines Vaters mit französisch-italienischen Wurzeln geboren. Neben der US-amerikanischen besitzt Papst Leo auch die peruanische Staatsbürgerschaft. Diese wurde ihm 2015 während seiner Amtszeit als Bischof von Chiclayo im Norden Perus verliehen. Die Einbürgerung erfolgte in Anerkennung seines langjährigen Engagements in Peru, wo er über mehrere Jahrzehnte wirkte.
Nach dem Abschluss seines Mathematikstudiums trat Prevost 1977 dem Augustinerorden bei, vertiefte er seine theologische Ausbildung und bereitete sich auf die Priesterweihe vor. Im Anschluss nahm er das Studium der Theologie und Seelsorge an der Catholic Theological Union in Chicago auf, wo er den akademischen Grad eines Master of Divinity erlangte. Sein Weg führte ihn anschliessend nach Rom an die Päpstliche Universität vom Heiligen Thomas von Aquin, wo er das Kirchenrecht studierte und seine akademische Ausbildung mit einer Promotion abschloss.
«Andiamo avanti!»
In seiner Antrittsrede unterstrich der sichtlich gerührte Pontifex die Bedeutung einer synodalen Kirche, die sich durch Frieden, Nächstenliebe und Nähe zu den Leidenden auszeichnet. Er sprach sowohl auf Italienisch als auch auf Spanisch – ein Zeichen seiner tiefen Verbundenheit mit der peruanischen Bevölkerung. Er bekräftigte seinen Wunsch nach einer dialogorientierten Kirche, die den Herausforderungen der heutigen Zeit mit Mut und Hoffnung begegnet. Mehrfach bezog er sich auf seinen Vorgänger, Papst Franziskus, würdigte dessen Vermächtnis und sprach sich – in dessen Tradition – für einen unbewaffneten und entwaffnenden Frieden aus. Zugleich rief er dazu auf, gemeinsam vorwärtszugehen.
Franziskus’ Vermächtnis weitertragen
Der SKF blickt mit Dankbarkeit auf das Pontifikat von Papst Franziskus zurück, der in vielerlei Hinsicht neue Impulse setzte. Besonders zu würdigen sind seine klaren Worte gegen soziale Ungerechtigkeit, seine Nähe zu benachteiligten Menschen sowie sein Einsatz für die Schöpfung. Auch die Berufung von Frauen in Führungsfunktionen innerhalb der römischen Kurie und anderer kirchlicher Institutionen war ein Schritt in die richtige Richtung. Dennoch sind Frauen in kirchlichen Leitungsgremien weiterhin untervertreten und vom Zugang zu Weiheämtern ausgeschlossen.
Mit Leo XIV. eröffnet sich ein Fenster der Hoffnung – nicht nur auf Kontinuität, sondern auch auf neue Schwerpunkte. Der SKF erwartet und hofft, dass der neue Pontifex den von Franziskus eingeschlagenen Weg fortsetzt – aber auch den Mut hat, weiterzugehen, offener zu kommunizieren und strukturelle Reformen anzugehen. Die Stimmen von Frauen in der Kirche dürfen nicht länger überhört oder auf symbolische Rollen oder Verwaltungsaufgaben reduziert werden.
Ein Pontifikat der Lebendigkeit
Für die Kirche in der Schweiz ist es wichtig, dass die begonnene Dezentralisierung und Erweiterung der Eigenständigkeit der Ortskirchen im Sinne des weltweiten synodalen Prozesses entschlossen weitergeführt wird.
Bezüglich Eigenständigkeit ist die Schweizer Kirche mit ihrem dualen System und ihrem demokratischen Selbstverständnis bereits heute ein Best-Practice-Beispiel für Synodalität und das gemeinsame Gestalten der Kirche durch geweihte und nicht-geweihte Personen. Damit dieses Modell wirken kann, braucht es mehr Kompetenzen in den Diözesen – insbesondere zur Ausweitung der Beauftragungen aller Menschen, die sich zu einem Dienst in und an der Kirche berufen fühlen.
Der SKF hofft auf ein Pontifikat Leos, das die Herzen der Menschen erreicht und die Talente, Begabungen und Charismen aller Gläubigen anerkennt – unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder Status. Eine Kirche, die die Vielfalt der Berufungen ernst nimmt, wird reicher an Perspektiven, lebendiger im Miteinander und glaubwürdiger im Zeugnis. Es ist noch ein langer Weg, bis die Berufungen von Frauen nicht mehr aufgrund ihres Geschlechts in Frage gestellt werden. Der Frauenbund wird sich weiterhin entschieden für eine Kirche einsetzen, die allen Menschen einen gleichwürdigen Platz einräumt – unabhängig von Weihe, Geschlecht oder sexueller Orientierung. Simone Curau-Aepli, Präsidentin SKF, sagt dazu: «Papst Franziskus hat einen Prozess angestossen, der eine neue Kultur eröffnet hat. Papst Leo wird diese neue Kultur der offenen Türen hoffentlich fortführen. Die Kirche der Zukunft kann nur gemeinsam gestaltet werden – von Frauen und Männern auf Augenhöhe.»
Der SKF wird das neue Pontifikat mit Hoffnung, Wachsamkeit und konstruktiver Kritik begleiten – im Vertrauen darauf, dass Veränderung möglich ist, wenn Offenheit, regionale Vielfalt, Anerkennung der Charismen und Menschennähe gewollt und gefördert werden.
Kontakt für Medienanfragen
Sarah Paciarelli, Kommunikation
sarah.paciarelli@frauenbund.ch, 078 331 92 22
SKF Schweizerischer Katholischer Frauenbund
Der SKF Schweizerischer Katholischer Frauenbund ist mit 100‘000 Mitgliedern, 17 Kantonalverbänden und 540 Ortsvereinen der grösste konfessionelle Frauendachverband der Schweiz. Der SKF engagiert sich für die Rechte aller Frauen in Gesellschaft, Kirche, Wirtschaft und Politik. www.frauenbund.ch
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