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News 03.06.2024 | Gleichstellung – Politik – Solidarität

Schweizer Koalition für die Rechte von Sexarbeitenden lanciert

Die Schweizer Koalition für die Rechte von Sexarbeitenden ist ein Zusammenschluss aus nationalen menschenrechtsbasierten Organisationen und selbstorganisierten Kollektiven von Sexarbeitenden, darunter auch der Schweizerische Katholische Frauenbund SKF.

Die Kriminalisierung der Sexarbeit verschlechtert die Situation der Sexarbeitenden. Nur ein menschenrechtsorientierter Ansatz, die Entkriminalisierung von Sexarbeit und die Einbeziehung von Sexarbeitenden in die Entscheidungsfindung führen zu einer nachhaltigen Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen und bieten Schutz vor Gewalt und Ausbeutung in der Sexarbeit. Zu diesem Entschluss kommen die in der Koalition für die Rechte von Sexarbeitenden versammelten Organisationen.

Forderungen der Koalition

  • Mitsprache von Sexarbeitenden in politischen und behördlichen Entscheidungsprozessen, die ihr Leben betreffen. 
  • Keine gesellschaftliche und institutionelle Stigmatisierung und Diskriminierung von Sexarbeitenden. 
  • Keine Kriminalisierung der Sexarbeit und kein Verbot des Kaufs sexueller Dienstleistungen. 
  • Menschenwürdige und selbstbestimmte Arbeitsbedingungen für Sexarbeitende. 
  • Legale Migrations- und Arbeitsmöglichkeiten inner- und ausserhalb der Sexarbeit.  
  • Verbesserter Schutz vor Gewalt, Ausbeutung und Menschenhandel in der Sexarbeit. 
  • Diskriminierungsfreier (und bezahlbarer) Zugang zu Gesundheit, Wohnraum und Gerechtigkeit für alle Sexarbeitende unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus. 

Entkriminalisierung

Die Kriminalisierung der Sexarbeit oder des Kaufs sexueller Dienstleistungen sind keine Lösungen. Erkenntnisse aus der Forschung, von zivilgesellschaftlichen Organisationen und Sexarbeitenden belegen zweifelsfrei: Sexarbeit findet auch bei einem Sexkaufverbot statt, jedoch unter massiv verschlechterten Bedingungen für die Sexarbeitenden. Zudem verhindert die Kriminalisierung weder Ausbeutung noch Menschenhandel – im Gegenteil. Repressive polizeiliche Massnahmen und Kriminalisierung haben negative Auswirkungen auf die Gesundheit von Sexarbeitenden und auf die Gewaltprävention im Sexgewerbe. Die negativen Auswirkungen treffen insbesondere Sexarbeitende, die in mehrfacher Hinsicht marginalisiert sind, wie z. B. rassifizierte, LGBTIQ+ und illegalisierte Sexarbeitende.

Aus diesem Grund stellen sich die Schweizer Koalition für die Rechte von Sexarbeitenden und die grossen internationalen Organisationen, die sich für Menschenrechte einsetzen, gegen die Kriminalisierung der Sexarbeit, darunter: UNAIDS, Amnesty International, Human Rights Watch, das Menschenrechtskommissariat des Europarats, die Weltgesundheitsorganisation, Transgender Europe oder die europäische Plattform for International Cooperation on Undocumented Migrants.

Die jahrzehntelange Erfahrung in der Beratung und aufsuchenden Basisarbeit mit Sexarbeitenden zeigt klar: Der beste Schutz für Sexarbeitende ist legale Arbeit, legale und sichere Migrationsmöglichkeiten, Entstigmatisierung und Entkriminalisierung.

Frauen in der Prostitution schützen

Bereits im 2023 sprach sich der Verbandsvorstand des SKF Schweizerischer Katholischer Frauenbund im Positionspapier «Frauen in der Prostitution schützen» unter anderem für die Stärkung der Rechte von Sexarbeiter:innen aus. Die Ächtung der Prostitution diente stets als Definitions- und Kontrollmacht über weibliche Sexualität sowie deren Sanktionierung und Reglementierung durch staatliche Kontrollinstitutionen (Polizei, Gesundheitsbehörden, Fürsorgeeinrichtungen). Seit seinen Anfängen war der Schweizerische Katholische Frauenbund mit Frauenbildern, normativen Vorstellungen und geschlechtsspezifischen Erwartungen gegenüber Frauen konfrontiert. Heute versteht sich der SKF als starke feministische Stimme und positioniert sich mit fünf Leitsätzen.

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