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News 15.05.2025 | Frauenbande 2.0 – SKF – Vereinsleben

Simone Curau-Aepli – eine Präsidentin mit Haltung, Herz und Horizont

Von sich selbst sagte sie einst, «eine schamlose Frau» zu sein. Wenn sie von einer Sache überzeugt sei, kenne sie weder falschen Stolz noch falsche Scham. Wer ihr begegnet ist, weiss: Simone Curau-Aepli strotzt vor Energie! Dennoch ist die Thurgauerin vor der ordentlichen Pensionierung aus der Erwerbsarbeit ausgestiegen, um sich mit voller Leidenschaft der Freiwilligenarbeit zu widmen – allen voran dem Präsidium des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes. Zuvor stand sie zehn Jahre lang an der Spitze der CVP-Frauen Thurgau, führte ihr eigenes Unternehmen, ist Mutter von vier Kindern, Grossmutter, Feministin, ein echtes Seekind – und liebt es, mit ihrem Elektromobil voller Elan durch Weinfelden zu flitzen. Nach neun Jahren als Präsidentin des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds tritt sie zurück.

Gleichberechtigung statt Gleichmacherei

Für Simone Curau-Aepli ist klar: Gleichwertigkeit bedeutet nicht Gleichmacherei. Für sie heisst Feminismus, dass Frauen und Männer die gleiche Würde und die gleichen Rechte haben sollen – und trotzdem verschieden sein dürfen. Genau diese Vielfalt macht unsere Gesellschaft stark! Sie ist überzeugt: Ja, unsere Vorstellungen von «typisch Frau» oder «typisch Mann» entstehen teilweise durch Erziehung, Kultur und Gesellschaft. Aber Geschlecht ist für sie nicht nur ein soziales Konstrukt. Es braucht beides: wie wir geprägt werden – und was uns von Natur aus unterscheidet. Frauen und Männer sind gleich viel wert, aber nicht gleich – und genau das ist für sie etwas Wertvolles. Ihr Engagement für Frauen ist kein Zufall – Frauenräume sind für sie Kraftorte. «Es tut gut, in einem geschützten Frauenraum zur Frau heranzureifen», sagt sie überzeugt. Geprägt wurde sie früh: Zwischen 13 und 16 Jahren besuchte sie die katholische Mädchenschule St. Katharina in Wil SG. «Der Entscheid für die Mädchenschule war wichtiger als meine Hochzeit», so Curau-Aepli.

Vom Fräulein zur Frau

Ein Moment, der ihre feministische Haltung nachhaltig prägte, war ihre Heirat im Jahr 1983. Mit einem Schmunzeln erzählt Curau-Aepli, wie befremdlich der Gang aufs Zivilstandsamt in Weinfelden für sie war: «Ich ging hinein als Fräulein Aepli und kam hinaus als Frau Curau – als ob mich erst die Ehe zur Frau gemacht hätte.» Obwohl sie nun offiziell «Frau» war, durfte sie nach Gesetz weder ein eigenes Bankkonto eröffnen noch einen Arbeitsvertrag unterschreiben. Als Simone Curau-Aepli 1983 heiratete, war das Schweizer Eherecht noch nicht reformiert. Der Ehemann galt rechtlich als «Oberhaupt der Familie» – er hatte das letzte Wort in finanziellen und rechtlichen Fragen. Diese gesetzliche Bevormundung empfand Simone als absurd und überholt. Umso bedeutungsvoller war für sie die Revision des Eherechts, die am 1. Januar 1988 in Kraft trat: Endlich wurden Mann und Frau rechtlich gleichgestellt.

Quereinstieg beim SKF

Alles begann mit einem Platz ganz oben: Zum 100-Jahr-Jubiläum des SKF im KKL Luzern im 2012 meldete sich Simone Curau-Aepli in letzter Minute an – und ergatterte einen Sitz auf der fünften Galerie. Dort oben sass sie, hin und weg von Kultur, Form und Inhalt des Festakts – und tief beeindruckt von der Strahlkraft der grössten katholischen Frauenorganisation der Schweiz. Was mit einem staunenden Blick von oben begann, entwickelte sich zu einem Engagement aus voller Überzeugung – mitten im Geschehen.

Als sie 2016 das Präsidium des SKF übernahm, tat sie dies mit klarem Blick, grossem Respekt vor dem Verband – und dem unbedingten Willen, Kirche und Gesellschaft im Sinne der Frauen mitzugestalten. Neun Jahre später blickt sie auf eine intensive, prägende und politisch wie kirchlich wegweisende Zeit zurück. Sie hinterlässt Spuren: in der politischen Stimme des SKF, in der ökumenischen Zusammenarbeit, im Reformprozess der Kirche – und in der Art, wie sie den Verband geführt, weiterentwickelt und strategisch neu ausgerichtet hat.

Politik als Sprungbrett

Schon 2012 brachte sich Simone Curau-Aepli als «Schnupperfrau» in den Verbandsvorstand ein. 2013 wurde sie offiziell gewählt und übernahm die Verantwortung für Politik und Finanzen. Bereits damals zeigte sich ihre Handschrift: engagiert, klar, verbindlich. 2014 wurde sie für den SKF in die Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen gewählt. Im gleichen Jahr organisierte der Verband unter ihrer Mitwirkung die Kundgebung «Es reicht!» mit 4'500 Menschen auf dem St. Galler Klosterplatz – ein kirchenpolitisches Ausrufezeichen und der Beginn einer neuen Allianz. Auch intern wurden wichtige Weichen gestellt: Die Delegiertenversammlung 2014 sagte Ja zu einer Mitgliederbeitragserhöhung – ein Zeichen des Vertrauens, getragen durch die Netzwerke und Überzeugungskraft des Verbandsvorstands. Noch im gleichen Jahr begann die Entwicklung des politischen Ressorts mit klaren Positionierungen – etwa zu Abtreibung, Kopftuchverbot oder Altersvorsorge. Parallel dazu wurde der Impuls «make up!» entwickelt – ein mehrjähriges, internes Programm mit den Schwerpunkten Flucht, Care-Arbeit und Schöpfungsverantwortung.

Tausendsassa im Dienst der Frauen

Als Präsidentin profilierte sich Simone Curau-Aepli durch Weitblick und Dialogfähigkeit. Sie war Mitinitiantin des Projektes «Halbe-Halbe» der EKF vor den eidgenössischen Wahlen 2019, reiste mit dem Elisabethenwerk nach Bolivien, führte den Verband mit agilen Methoden und digitalen Tools durch die Pandemiezeit, setzte sich für gendersensible Sprache ein und hielt an der Verbandskultur fest – auch wenn es Spannungen gab. In ihrer Amtszeit wurde die Zusammenarbeit mit den Evangelischen Frauen Schweiz (heute femmes protestantes) intensiviert, eine Schwesternschaft erklärt, eine Fusion geprüft – letztlich aber verworfen. Sie koordinierte strategische Prozesse wie das neue Leitbild und das Delegiertensystem, stand für klare Positionen – auch öffentlich: etwa im Fall Sanija Ameti, zu fragwürdigen Aussagen des Papstes oder zur Konzernverantwortungsinitiative. «Unsere Stellungnahme zum Shitstorm gegen Sanija Ameti fand breite Beachtung. Viele zeigten sich erstaunt, dass ausgerechnet eine katholische Frauenorganisation öffentlich Position bezog und sich klar gegen das hasserfüllte Bashing stellte.»

Auftreten statt austreten

Ihre Handschrift zeigte sich auch in der kirchenpolitischen Arbeit: bei der Mitgründung des Catholic Women’s Council 2019, bei Gesprächen mit der Schweizer Bischofskonferenz, bei der Gründung der Allianz Gleichwürdig Katholisch oder an der Fachtagung zur Sakramentalität in Fribourg 2022. Simone Curau-Aepli blieb – auch angesichts schmerzhafter Kirchenaustritte von feministischen Weggefährtinnen – bewusst in der Kirche: «Trotz allem – oder erst recht.» Trotz mancher kritischer Position gegenüber der Amtskirche hat sie sich nie ihren Glauben, ihre katholische Identität oder ihre Zugehörigkeit zur Kirche absprechen lassen – im Gegenteil: Gerade aus ihrer Verwurzelung im Glauben schöpft sie die Kraft, sich für Erneuerung und Gerechtigkeit einzusetzen.

Agilität im Denken und Handeln

Sie verlieh dem SKF eine starke Stimme – im Bundeshaus wie in Rom, auf Podien, bei Besuchen von Ortsvereinen und Kantonalverbänden, im TV oder Radio wie in katholischen Medien gleichermassen. Gleichzeitig schuf sie Raum für die neu Generation, setzte mit der Co-Geschäftsleitung wichtige Impulse zur Führungskultur und engagierte sich für die Digitalisierung der Geschäftsstelle und die Einführung des Fundraisings zur Finanzierung der Verbandsarbeit – in Zeiten sinkender Mitgliederzahlen ein wichtiger Entscheid. Die Delegiertenversammlung 2024 in Chur mit über 200 Teilnehmenden und der erstmaligen Anwendung des neuen Delegiertensystems war ein Höhepunkt.

Der grosse, letzte Streich

Der Abschied an der Delegiertenversammlung im Mai 2025 in Visp wird zu einem weiteren Meilenstein: Eine der letzten Amtshandlungen von Simone Curau-Aepli ist der Antrag des Verbandsvorstands auf Namensänderung. Mit dem neuen Namen «Frauenbund Schweiz» und dem Claim «Überraschend anders katholisch» wird die DNA des Verbandes in die Zukunft getragen – getragen von einer Frau, die sie mitgeprägt hat. Simone Curau-Aepli sagt dazu: «Ich kann den Kritiker:innen versichern: Der Frauenbund bleibt Teil der katholischen Kirche, wir schätzen weiterhin die Zusammenarbeit mit kirchlichen Institutionen und Organisationen und bringen uns weiterhin aktiv in kirchliche Prozesse ein.» Die Stärke unseres Frauennetzwerks liege nicht im Namen, sondern im gelebten Engagement, so Curau-Aepli.

Simone Curau-Aepli hat den SKF in ihrer Zeit als Präsidentin sichtbar, meinungsstark und tief glaubensverbunden geprägt. Dafür gebühren ihr tiefer Respekt und grosser Dank.

Danke, Simone!

 

 

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