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News 15.05.2025 | Frauenbande 2.0 – SKF – Vereinsleben

«Zusammen können wir mehr bewegen»

Katharina Jost Graf und Pia Viel kandidieren an der kommenden Delegiertenversammlung gemeinsam für das Co-Präsidium des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes. Im Interview erzählen sie, warum sie gemeinsam führen wollen, was sie verbindet – und was sie im Verband bewegen möchten.

Katharina Jost Graf (links) und Pia Viel an der Herbstkonferenz des SKF 2024.

Was hat euch motiviert, euch im SKF zu engagieren?

Katharina Jost Graf: Ich habe schon oft erlebt, wie stark Frauen miteinander unterwegs sein können. Der Frauenbund ist für mich eine glaubwürdige, geistkraftvolle, anpackende und hoffnungsstärkende Kirche. In einer Zeit, in der Frauenfeindlichkeit wieder salonfähig wird, sind Frauennetzwerke wichtiger denn je.

Pia Viel: Für mich bedeutet der SKF Frauenpower mit Kompetenz. Ich möchte dieses grosse Netzwerk weiterführen und stärken – mit Herzblut für die Anliegen von Frauen, Familien und Gleichstellung.

 

Was bringt ihr an Erfahrung mit in die neue Rolle?

Pia: Durch mein langjähriges freiwilliges Engagement auf Orts- und Kantonalebene kenne ich die Basis sehr gut. Beruflich bin ich HR-Fachfrau mit Weiterbildung im Rechnungswesen – das hilft mir, ein Team auf Augenhöhe zu führen. Meine Auslandserfahrungen haben mir viel beigebracht, vor allem im Umgang mit Menschen, anderen Kulturen und im Hinblick auf Toleranz, Respekt und Solidarität.

Katharina: Ich bringe Erfahrung in Projektarbeit und der Leitung von Gruppen mit. Ich habe ein gutes Gespür für soziale und Gendergerechtigkeit, behalte den Überblick und kann Menschen, Themen und Organisationen miteinander vernetzen.

 

Ihr tretet im Co-Präsidium an. Warum habt ihr euch für dieses Modell entschieden?

Katharina: Allein wäre ein Präsidium für mich zeitlich gar nicht möglich . Und ehrlich gesagt finde ich es auch nicht ideal, wenn eine Theologin den Frauenbund allein führt – auch Theologinnen sind nicht ganz gefeit vor kirchlichem Machtgehabe. An der Herbstkonferenz 2023 kam aus der Versammlung der Vorschlag: «Ihr zwei solltet das gemeinsam machen.» Das hat sich für uns beide sofort richtig angefühlt.

Pia: Ja, gemeinsam erreicht man mehr. Wir bringen unterschiedliche Erfahrungen ein, können Entscheidungen gemeinsam tragen – und Erfolge gemeinsam feiern. Das ist ein Gewinn für alle: Geschäftsstelle, Vorstand und Mitglieder.

 

Wie teilt ihr euch die Arbeit auf?

Pia: Wir haben unsere Zuständigkeiten klar besprochen. Ich kümmere mich ums Politische, Katharina ums Kirchliche – das lässt sich gut merken anhand unserer Initialen. Die Leitung der Vorstandssitzungen wechseln wir halbjährlich. Die Traktanden legen wir jeweils gemeinsam fest. Zu Beginn werden wir oft gemeinsam auftreten, damit das Co-Präsidium als Team wahrgenommen wird.

Katharina: Wir haben einen festen Termin für den Austausch. Natürlich gibt es Themen, bei denen sich unsere Ressorts überschneiden – dann informieren wir uns gegenseitig. Wichtig ist, dass wir Meinungsverschiedenheiten offen und respektvoll klären – so, dass beide mit dem Ergebnis gut leben können.

 

Welche Vision habt ihr gemeinsam für den SKF?

Katharina: Ich wünsche mir, dass sich alle Mitglieder als Teil des Frauenbundes verstehen, mit Stolz dazu gehören und mit Freude davon erzählen.

Pia: Wir wollen den Verband zukunftsorientiert aufstellen, die Strukturen effizienter und nachhaltiger gestalten. Eine praxisnahe Geschäftsführung ist uns wichtig – getragen von Transparenz, guter Zusammenarbeit und dem Engagement unserer Mitglieder.

 

Welche Themen liegen euch besonders am Herzen?

Pia: Ich setze mich für Gleichstellung, Gleichbehandlung und Solidarität ein. Ich unterstütze zum Beispiel die Familienzeit-Initiative, weil sie ein wichtiges Fundament für Gleichstellung legt. In der Kirche liegt mir die Gleichbehandlung aller Menschen am Herzen – mit «Gleichberechtigung.Punkt.Amen» stehe ich hinter den Forderungen des SKF nach einer offenen, spirituellen Heimat für alle. Politisch engagiere ich mich für Lohngleichheit und eine gerechte Altersvorsorge für Frauen – unter anderem muss der Koordinationsabzug endlich fallen.

Katharina: Für mich gehören soziale Gerechtigkeit, Gendergerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung untrennbar zusammen – gesellschaftlich, spirituell und politisch. Ich möchte auch dazu beitragen, dass wir uns mutiger in aktuelle gesellschaftliche Debatten einbringen.

 

Wo seht ihr die Rolle des SKF heute?

Katharina: Unsere Gesellschaft braucht Werte, die tragen. Der SKF ist mit seinen christlich-katholischen Wurzeln eine solche Kraftquelle. Wir stehen für ein gutes Leben für alle – gemeinsam mit allen, die diese Vision teilen, unabhängig von Herkunft oder Lebensform.

Pia: Im Leitbild des SKF sind unsere Werte gut zusammengefasst: Gleichwertigkeit, Gleichstellung, Solidarität und eine offene Kirche. Diese Werte wollen wir stärken – in Kirche, Politik und Gesellschaft.

 

Was sind die grössten Herausforderungen für den SKF in den nächsten Jahren?

Pia: Der gesellschaftliche Wandel bringt mit sich, dass sich immer weniger Frauen freiwillig engagieren können. Gleichzeitig verändert sich die Altersstruktur in vielen Ortsvereinen. Es wird entscheidend sein, den Verband so weiterzuentwickeln, dass er attraktiv bleibt – für verschiedene Generationen und Lebensphasen.

Katharina: Eine Herausforderung wird auch sein, den Begriff «katholisch» mit neuer Strahlkraft zu füllen – als gelebte, glaubwürdige Spiritualität, nicht als Hürde. Wir wollen ermutigen, statt zu spalten. Und wir dürfen uns noch mehr trauen, politisch Position zu beziehen – wie es der SKF in seiner Geschichte immer wieder getan hat.

 

Wie wollt ihr jüngere Frauen für den Verband gewinnen?

Katharina: Indem wir realistisch sind. Viele junge Frauen haben wenig Zeit für langfristiges Engagement. Wir müssen zeigen, wie engagiert, offen und zukunftsgerichtet der SKF ist – und welche Kraft in der Gemeinschaft liegt.

Pia: Es geht auch darum zu vermitteln, wie viel Freude, Entwicklung und Inspiration ehrenamtliches Engagement bringen kann. Zeitgemässe Strukturen und echte Beteiligungsmöglichkeiten sind dafür zentral. Und: Begeisterung ist ansteckend.

 

Zum Schluss: Was macht euch besonders Freude an der Verbandsarbeit?

Pia: Die vielen Begegnungen! Menschen, denen ich sonst nie begegnet wäre, zeigen mir neue Blickwinkel und bereichern mein Leben. Oft öffnen sich überraschende Türen – im Verband oder im informellen Austausch.

Katharina: Dass ich meine Komfortzone verlasse, neue Perspektiven gewinne – und die geballte Frauenkraft spüre. Die Verbandsarbeit erweitert meinen Horizont, auch politisch, und stärkt meine Hoffnung auf Veränderung.

 

Drei Worte, die euch als Führungsperson beschreiben?

Katharina: Klar. Verbindend. Überblickend.

Pia: Transparent. Demokratisch. Dialogfähig.

 

Worauf möchtet ihr am Ende eurer Amtszeit stolz zurückblicken?

Katharina: Dass Pia und ich den SKF gemeinsam geführt und weiterentwickelt haben – mit einem starken Team und offenem Ohr für die Basis. Und dass die Namensänderung uns Rückenwind gegeben hat.

Pia: Dass wir etwas bewegt haben – für die Frauen, für die Gemeinschaft und für eine gerechtere Gesellschaft. Und dass sichtbar geworden ist: Der SKF lebt, wirkt – und macht den Unterschied.

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