Corona-Situation in Indien

  • Die Konsulentinnen haben unsere Fragen zur Lage in Indien zwischen Lockdowns und Hoffnung beantwortet.
  • In Indien sind die Ansteckungen mit dem Coronavirus Ende Oktober deutlich zurückgegangen auf durchschnittlich noch 13'000 pro Tag, was bei einer Bevölkerung von 1,3 Milliarden nicht viel ist. Insgesamt gab es auf dem Subkontinent seit Beginn der Pandemie mehr als 34 Millionen Ansteckungen und 455'000 Tote (Stichdatum 26.10.21). Das indisches Projektgebiet mit dem «Tribal Belt», dem Gebiet mit den meisten indigenen Gemeinschaften in Bihar, Jharkhand, Orissa, Chhattisgarh, Telangana und Andhra Pradesh, gehört nicht zu den Gebieten mit den meisten Ansteckungen.

    Die indische Regierung investierte 9 Milliarden Rupien (ca. 130 Millionen CHF) in die eigenständige Herstellung eines Impfstoffs. Seit Jahresbeginn wird intensiv geimpft, jedoch sind die Impffortschritte unterschiedlich. Zuerst wurden die zehn Millionen Gesundheitspersonal immunisiert, bis anfangs April waren 67 Prozent geimpft. Als nächstes die über 45-Jährigen mit Risikofaktoren und Leute über 60. Schliesslich alle über 45, sowie ab Mai alle über 18 Jahren.

    Gleichzeitig gab Indien 65 Millionen Vakzindosen an 95 Länder ab, davon 10 Millionen als Geschenk. Diese Aktion musste vorübergehend gestoppt werden, nachdem im Frühling die Ansteckungen in Indien in die Höhe schnellten und die Dosen selbst dringend gebraucht wurden. Bis Ende Oktober wurde mehr als eine Milliarde Impfdosen verabreicht: damit erhielten 52 Prozent eine Erstimpfung, vollständig geimpft sind erst 22 Prozent.

    Das renommierte Serum Institute of India rechnet mit einem weiteren Jahr, bis die Welt wieder in den Vor-Covid-Normalzustand zurückfindet, ohne Tests oder Vorsichtsmassnahmen.

    Die Projektarbeit in Indien konnte weitergeführt werden. Wie bisher gibt es je nach nationalen und regionalen Lockdowns Unterbrüche, zudem werden grosser Versammlungen vermeidet. Weiterbildungskurse erfolgen weiterhin nur in Kleingruppen von maximal 10 Personen. Unsere beiden Konsulentinnen Sr. Tessy Paul und Sr. Rajni Kullu führten wieder physische Projektbesuche für Evaluationen durch, vermeiden aber Reisen in weitentfernte Regionen, aus Angst vor plötzlichen Lockdowns. Eine geplante gemeinsame Evaluation im Norden von Telangana, an der Grenze zu Chhattisgarh musste deshalb abgesagt werden.

    Wie zuvor arbeiten mehrere unserer indischen Partnerorganisationen auf eigene Initiative in der Covid-Nothilfe. Sie informieren die Frauen über die Gefahren von Covid-19 und Präventionsmassnahmen und ermöglichen Bedürftigen Zugang zu staatlichen Lebensmittelrationen. (Stand 31.10.2021)

Im Projektgebiet Bihar wird immer wieder für Präventionsmassnahmen sensibilisiert.

Witwen und Betagte erhalten dringend benötigte Essensrationen.

  • Stand 20.7.2021: Ab April vervielfachten sich die Covid-19 Ansteckungszahlen exponentiell, Anfangs Mai infizierten sich im Schnitt täglich mehr als 400'000 neu an Covid-19. Mitte Mai verbot die Regierung Indiens den Begriff «indische Variante» für die in Indien neuentdeckte Mutation B.1.617. Seither ist von der Delta-Variante die Rede. Nach den erneuten Teil-Lockdowns verringerten sich die Neuinfektionen bis Mitte Juli auf noch täglich rund 38'000 Fälle. Insgesamt gab es seit Beginn der Pandemie mehr als 31 Millionen Ansteckungen und ein Prozent bzw. 414'000 Tote (bei einer Gesamtbevölkerung von 1.4 Milliarden).

    Indien befindet sich seit April 2021 wieder in einem Teil-Lockdown. Dieser ist jedoch nicht so drastisch wie während der ersten Welle im Vorjahr. Die Einstellung des regulären internationalen Flugverkehrs wurde bis mindestens am 31. Juli verlängert. Die Einschränkungen sind abgestimmt auf die jeweilige Situation in den Teilstaaten. In den Bundesstaaten, in welchen das Elisabethenwerk tätig ist, beispielsweise in Orissa, wurde der Teil-Lockdown bereits zweimal verlängert. Zudem galt jeweils an den Wochenenden bis Mitte Juli eine vollständige Ausgangssperre. In Andhra Pradesh bleiben die Einschränkungen in Kraft, aber in acht Distrikten wird die Ausgangssperre verkürzt. In Telangana konnte der Lockdown bereits am 20. Juni aufgehoben werden.

    Im Juni kündigte Premierminister Narendra Modi eine zentralisierte Impfkampagne an, mit Gratis-Impfdosen für alle Bundesstaaten. 404 Millionen Impfdosen wurden bisher insgesamt verabreicht, das heisst knapp ein Drittel der Bevölkerung konnte geimpft werden, davon gut 80 Millionen vollständig (ca. 6%). Zurzeit wird mit einer Kadenz von 2 Millionen Impfungen pro Tag immunisiert.
    Bei den Impfungen lassen sich Frauen zu 14% weniger häufig impfen als Männer. Speziell auf dem Land, wo die Frauen nur wenig Schulbildung haben und begrenzten Zugang zum Internet, zögern sie oder haben Angst, sich impfen zu lassen.

    Leider kam es im Frühling zu einem Impfskandal: Im Teilstaat Maharashtra «impfte» eine Bande 2'500 Personen mit einer Kochsalzlösung und verdiente damit mehr als eine Million Rupien. Sie arbeiteten mit einem Spital zusammen, welches medizinisches Personal, Zertifikate und Spritzen zur Verfügung stellte. Zudem weitere zwölf gefälschte Impfaktionen in Maharashtra bekannt.

    Damit nicht genug: Viele Covid-Kranke in Indien infizieren sich zusätzlich mit dem gefährlichen schwarzen Pilz (Mukormykose), der tödlicher ist als das Corona-Virus. Zur Anzahl Betroffener gibt es noch keine verlässlichen Zahlen bisher bekannt sind 5'000 Fälle. Die Therapie ist aufwändig und schwierig, Medikamente mangeln.

    Die Fehler in der Einschätzung der Corona-Pandemie haben das Image von Premierminister Narendra Modi beschädigt. Mit einer Kabinettsumbildung versucht Modi dem Popularitätsverlust entgegenzuwirken. Zwölf Minister reichten – offenbar unter Druck – ihren Rücktritt ein, darunter der Gesundheitsminister. Er verkündete im März die Endphase der Pandemie und nahm an einer zweifelhaften Werbeveranstaltung für ein ayurvedisches Corona-Wundermittel teil. Neu aufgenommen wurden 36 Minister und Staatssekretäre, so dass das Kabinett neu 77 Mitglieder umfasst. Es repräsentiert nun mehr regionale und religiöse Diversität und umfasst auch mehr Angehörige tiefer Kasten und Frauen.

    Die Projektarbeit konnte auch während der Delta-Welle weitergehen, je nach Bundesstaat und Region mit unterschiedlichen Restriktionen. Vielerorts sind, mit beschränkter Anzahl Teilnehmerinnen weiterhin Trainings und Sitzungen möglich. Erschwerend ist für die Konsulentinnen Sr. Rajni und Sr. Tessy die Einschränkung für Evaluations- und Monitoringbesuche, insbesondere wenn sie in einen anderen Bundesstaat führen.

Konsulentin Sr. Tessy auf Evaluationsbesuch beim Projekt von RACE im Norden von Telangana, Indien - die Frauen werden in Bio-Landwirtschaft ausgebildet.

Auch in den Regionen, wo sich das Elisabethenwerk in Indien für benachteiligte Frauen einsetzt, gehören Masken zum Alltagsbild, wie bei dieser Frau in Orissa

  • Stand 28.4.2021: Anfangs März verkündete der indische Gesundheitsminister, die Pandemie sei so gut wie besiegt und Indien habe sich besser geschlagen als andere Länder. Es gab weitere Öffnungen wie die Erlaubnis von grossen Cricketmatchs und religiösen Festen. Innert weniger Wochen jedoch verschlechterte sich die Corona-Situation im Land drastisch, und Indien rasselte in eine Tsunami-artige zweite Welle mit bis zu 350'000 Ansteckungen pro Tag und einer eigenen Virus-Mutation.

    Eine Ansteckungsquelle dürfte die Durchführung des Kumbh Mela sein, an der die Regierung von Premierminister Narendra Modi festhielt. Bis zu 50 Millionen Gläubige nehmen an diesem grössten Hindu-Fest teil. Sadhus (Asketen) aus ganz Indien kommen zusammen und eröffnen das Bad im heiligen Fluss. Die Legende besagt, dass der Götterarzt Dhanvantari den Nektar der Unsterblichkeit in einem Krug aus dem Milchozean trug und im Streit zwischen Gottheiten und Dämonen vier Tropfen davon an vier Orten auf die Erde fielen: in Prayagraj, Haridwar, Ujjain und Nashik. Dort finden jeweils abwechselnd im 12-Jahres-Rhythmus, wenn Jupiter, Sonne und Mond in einer bestimmten Konstellation sind, die Kumbh Melas statt. Dann soll sich der Nektar im Fluss Ganges manifestieren und die Pilger:innen ein Unsterblichkeitsbad nehmen können. Das Bad befreie auch millionenfach mehr von Sünden als andere Bäder.

    Auch im 2021 fand das Kumbh Mela statt, diesmal in Haridwar im Teilstaat Uttarakhand. Gewöhnlich dauert das Fest dreieinhalb Monate, wegen der Pandemie wurde es jedoch auf den Monat April beschränkt. Man verzichtete auf weitere Corona-Restriktionen. Der Chefminister des Teilstaats erklärte im März, niemand solle von der Teilnahme abgehalten werden, «weil wir sicher sind, dass das Vertrauen in das Göttliche die Angst vor dem Virus überwinden wird». 30 Millionen Gläubige pilgerten an den Ganges. Beobachter:innen vermuten einen Superspreader-Event. Tragisch, dass gerade das Unsterblichkeitsbad zur Krankheitsfalle wird.

    In der Folge gibt es zurzeit es einen akuten Mangel an Spitalbetten und Sauerstoffgeräten, das Gesundheitssystem ist überfordert und die Verstorbenen werden in Hinterhöfen und in Gruppen kremiert. Das Serum Institute of India, der weltgrösste Impfstoffhersteller, hat die globale Covax-Initiative über eine Lieferpause informiert. Verschiedene Staaten, darunter die USA, Deutschland und Grossbritannien stellen Hilfe zur Verfügung: Beatmungsgeräte, Spitalpersonal, Pflegekräfte und Impfstoff. Auch die Schweiz hat ein Hilfsangebot gemacht.

    Seit Mitte April gibt es regionale Lockdowns in verschiedenen Städte und Teilstaaten. Ab dem 2. Mai ist mit einem landesweiten Lockdown zu rechnen.

    In den Teilstaaten, in welchen das Elisabethenwerk Projekte führt, manifestiert sich die zweite Welle besonders deutlich in Chhattisgarh. Dort hat sich die Infektionsrate innerhalb eines Monats vervierfacht auf 121'352 Fälle. Seit dem 13. April ist dieser Bundesstaat im Lockdown, welcher bereits zweimal verlängert wurde. Einschränkende Massnahmen für Bildungsinstitutionen und nächtliche Ausgangssperren gibt es in Bihar. Auch in Jharkhand wurde eine 7-tägige Ausgangssperre verhängt. Auf Lockdowns verzichten konnten Orissa und Telangana.

    Die Projektarbeit kann diesmal trotz Verschlechterung der Situation vielerorts fortgeführt werden, da es gerade auf dem Land weniger Ansteckungen gibt und auf Ausgangssperren verzichtet wird. Die Konsulentinnen Sr. Tessy Paul und Sr. Rajni Kullu machen weiterhin Evaluationsbesuche, so kürzlich beim Projektpartner DAWN im Guntur-Distrikt in Andhra Pradesh, bei RACE im Norden von Telangana, oder bei CHIRAG im Westen von Bihar. Reisen nach Chhattisgarh sind jedoch zurzeit ausgeschlossen.
    Sr. Rajni plante bereits zweimal, das Projekt von Sr. Sumitra im Distrikt Jashpur für die Schlussevaluation zu besuchen, wegen «Sicherheitsprotokollen der Regierung» war es jedoch nicht möglich. Nun gibt es auch Betroffene in unseren Projekten. Die Leiterin Rathnakumari von DAWN (Andhra Pradesh) ist am Coronavirus erkrankt und hat auch dazu noch Typhus. Der Projektleiter Kishor von AKSSUS (Orissa) verstarb leider am Coronavirus.
  • Stand 24.2.2021: In Indien haben sich die Ansteckungen mit dem Coronavirus auf rund 11 Millionen erhöht (Stand 23.2.2021). Betroffen sind auch Ärzt:innen, mehrere hundert starben. Seit Mitte September 2020 sind die Ansteckungen deutlich zurückgegangen, und die Aufhebung des Lockdowns in Phasen konnte fortgesetzt werden. Viele Wanderarbeiter:innen und andere Tagelöhner:innen kehrten an ihre Arbeit zurück, allerdings oft zu geringeren Löhnen als vor Beginn der Pandemie.

    Die Lockerung der fast 3-monatigen Ausgangssperre begann am 1. Juni 2020 und zog sich über sechs Phasen bis Ende Jahr. Als erstes wurden die Einkaufsläden, religiöse Stätten, Hotels und Restaurants wiedereröffnet und zwischenstaatliche Reisen innerhalb Indiens erlaubt. Ab dem 1. Juli wurde der Lockdown auf Zonen mit hohen Ansteckungsraten beschränkt, während in den anderen Gebieten die meisten Aktivitäten wieder erlaubt waren. Ab dem 1. August öffneten in manchen Teilstaaten die Bildungsinstitutionen wieder und auch Fitness- und Yoga-Zentren, nächtliche Ausgangssperren wurden aufgehoben. Im September waren Hochzeiten mit bis 50 Personen, Bestattungen bis 20 Personen wieder zugelassen und weitere Veranstaltungen mit bis 10 Personen. Kinos durften ab Mitte Oktober mit der Hälfte der Sitzplätze wiedereröffnen. Seit Jahresbeginn sind nun alle Bildungsinstitutionen wieder offen. Ende Februar konnten Pandemie-Notaufnahmestationen wie das Sardar Patel Covid Care Centre in Delhi mangels Patienten wieder schliessen. Glücklicherweise gab es bisher keine zweite Welle.

    Indien hat im Januar 2021 mit mehr als 3000 Impfzentren eine landesweite Impfaktion gestartet mit dem Ziel, die gesamte Bevölkerung zu impfen. Zugelassen sind zwei Impfungen: Covishield (ein in Lizenz durch das Serum Institute of India hergestellter Impfstoff von AstraZeneca) und Covaxin (ein in Indien auf der Basis von inaktiviertem SARS-CoV2-Virus hergestellter Impfstoff). Zuerst wurden vier Millionen Mitarbeitende des Gesundheitssektors geimpft, bis am 22. Februar waren es bereits weitere 8 Millionen Menschen. Unsere Konsulentin Sr. Tessy Paul berichtet, dass die Impfungen für die breite Bevölkerung am 1. März begonnen haben, über 60-Jährige können sich für einen Impftermin registrieren. Wie in der Schweiz gibt es auch in Indien Menschen, die sich vor Nebenwirkungen fürchten. Doch innerhalb des ersten Tages haben sich bereits 25 Lakhs Impfwillige registriert, das sind 2.5 Millionen (100'000 = 1 lakh). Sr. Rajni Kullu bemerkte bereits, dass ungebildete Frauen etwas Ermutigung brauchen, um  sich zu registrieren.

    Indien exportiert die im Land entwickelten Impfstoffe auch in seine Nachbarländer und im Rahmen von COVAX (Covid19 Global Access). Geplant sind 10 Millionen Impfdosen für Afrika und 1 Million für das UNO-Gesundheitspersonal. COVAX ist eine globale Initiative mit dem Ziel, allen Zugang zu Impfungen zu gewähren.

    Die Projektarbeit des Elisabethenwerks konnte auch während der Pandemie mit Unterbrüchen durchgeführt werden, hat sich aber vielerorts verzögert, weil zum Beispiel bestimmte Weiterbildungen nicht durchführbar waren, oder nur in kleinen Gruppen in gestaffelter Form. Seit November 2020 ist allmählich wieder Normalität eingekehrt. Die beiden Konsulentinnen Sr. Rajni Kullu und Sr. Tessy Paul haben ihre Projektbesuche wiederaufgenommen, Evaluationen durchgeführt und Berichte erarbeitet.
     
  • Stand 18.11.2020: In Indien haben sich die Coronavirus-Ansteckungen auf fast 9 Millionen erhöht. Dies sind 6407 Fälle pro Million (Stand 16.11.20). Zum Vergleich: In der Schweiz sind es 31'108 Ansteckungen pro Million, also fast fünfmal mehr. Trotzdem, die Zahlen auf dem indischen Subkontinent sind immens: Bisher sind 130'000 Menschen verstorben; insgesamt wurden 126 Millionen Tests durchgeführt. Am stärksten verbreitet hat sich Covid19 in den indischen Grossstädten. In den Teilstaaten mit Projekten des Elisabethenwerks sind die Fallzahlen glücklicherweise weiterhin relativ tief (Bihar 228‘000, Jharkhand 106‘000, Chhattisgarh 213‘000 und Orissa 311‘000, stärker betroffen sind Andhra Pradesh 853‘000 und Telangana 259‘000).

    Seit Mitte September gehen nun die Ansteckungen deutlich zurück. Die indische Regierung rechnet damit, dass die Pandemie bis im Februar 2021 unter Kontrolle ist. Mehr als 30 Impfstoffe sind in dem Land in verschiedenen Phasen der Entwicklung, und die ersten Einführungen werden anfangs 2021 erwartet.

    Die Pandemie hatte einen stark negativen Einfluss auf die indische Wirtschaft, nach der Lockerung des Lockdowns erholte sie sich jedoch gut. Die Regierung lancierte zudem eine Autarkie-Kampagne, um importierte Produkte durch in Indien produzierte Güter zu ersetzen. Gerade auch Importe vom unbeliebten und gefürchteten Nachbarn China sollen ersetzt werden.

    Die Projekte des Elisabethenwerks konnten trotz Pandemie-bedingten Unterbrüchen weitergeführt werden. Die Partnerorganisation Upaya konnte ab Beginn des Lockdowns am 25. März bis zu den Lockerungen Ende Juni keine der geplanten Aktivitäten umsetzen. Dafür halfen Pater Maria Nayagam und sein Team im Rahmen der staatlichen Nothilfe und mit einem kirchlichen Beitrag den meistbetroffenen Menschen sowie zurückkehrenden Arbeitsmigranten im Projektgebiet. Ausserdem führten sie auf Anfrage des regionalen Entwicklungsamts in 30 abgelegenen Dörfern dringend nötige Informationsprogramme zum Coronavirus durch. Die Projektangestellten verzichteten während dieser Zeit auf einen Drittel ihres Lohns. Ab Juli konnte die Projektarbeit mit Einschränkungen wiederaufgenommen werden. «Es wurde sehr, sehr schwierig, die Frauen Covid19-konform zu versammeln. Für ein und dieselbe Aktivität mussten wir dasselbe Dorf gleich mehrmals besuchen, um grosse Gruppen zu vermeiden», berichtet die Projektleitung. Deshalb konnten nicht alle in diesem Jahr geplanten Aktivitäten rechtzeitig durchgeführt werden.

    Weil die Konsulentinnen des Elisabethenwerks in Indien nicht mehr zu den von ihnen betreuten Projekten reisen können und auch als Solidaritätsbeitrag, verzichten sie seit März 2020 gar auf ihre Entschädigung. Ihr Arbeitseinsatz bleibt aber gleich gross und wichtig, denn per Telefon und E-Mail beraten und ermutigen sie die lokalen ProjektpartnerInnen während der Pandemie.
     
  • Stand 19.8.2020: In den meisten Projekten kam es ab Ende März zu einem Unterbruch, dies vor allem bei Aktivitäten, wo externe Fachpersonen beigezogen werden, zum Beispiel bei handwerklichen Weiterbildungskursen oder Kräutermedizin. Auch die Nachhilfezentren für jugendliche Mädchen mussten vorübergehend geschlossen werden. Spar- und Kreditgruppen oder Weiterbildungen, welche von den Projektangestellten selbst durchgeführt werden, wurden soweit wie möglich in eingeschränktem Rahmen fortgeführt, mit Einschränkungen bei Sitzungen und Versammlungen. Weiterbildungen zu Gesundheit und Rechtskunde fanden weiterhin statt und wurden angereichert mit Corona-spezifischen Informationen. Zudem wurden Masken genäht und mit Staatsstellen und anderen Hilfsorganisationen Lebensmittel verteilt. Unsere beiden Konsulentinnen Sr. Tessy Paul und Sr. Rajni Kullu konnten ab Ende März keine Projektbesuche mehr durchführen. Sie verhandeln bis auf weiteres mit den ProjektpartnerInnen per Telefon oder E-Mail.

    Die Coronavirus-Ansteckungen haben sich in den letzten Wochen rasant auf 2,8 Millionen erhöht, damit erreichten sie 2’002 Fälle pro Million Einwohner (Gesamtevölkerung: 1.38 Milliarden). 53'000 Menschen sind bisher verstorben, darunter 198 ÄrztInnen. Insgesamt wurden 30 Millionen Tests gratis durchgeführt, zu Beginn nur bei Fällen mit Lungenentzündungen, ab anfangs April auch bei Personen mit anderen Symptomen

    Am stärksten verbreitet ist Covid 19 aktuell in Andhra Pradesh, in Himachal Pradesh sowie im Bundesstaat Maharashtra mit der Grossstadt Mumbai. In der Stadt soll gar ein Sechstel von Indiens Infizierten leben und bereits eine gewisse Herdenimmunität erreicht sein. In den Teilstaaten mit Projekten des Elisabethenwerks sind die Ansteckungsraten tief. In Bihar, Jharkhand und Chhattisgarh liegen die Ansteckungen je unter 1‘000, in Orissa unter 2‘000 Personen. So erstaunt nicht, dass unsere ProjektpartnerInnen noch von keinen Infizierten berichten müssen.

    Als im März eine dreiwöchige Ausgangssperre ausgerufen wurde, löste dies eine riesige Binnenwanderung von Millionen von ArbeitsmigrantInnen aus und das grösste Problem waren nicht die Erkrankten, sondern die Hungernden. Daraufhin lancierte die Regierung ein Programm zur Lebensmittelverteilung. Zurückkommende ArbeitsmigrantInnen werden jedoch oft diskriminiert, an den Rand der Siedlungen verbannt oder aus Angst vor dem Virus verfolgt. Nach mehrmaligen Verlängerungen wird der Lockdown seit Juni stufenweise wieder aufgehoben und wo nötig lokal eine Eingrenzungsstrategie verfolgt.
     
  • Stand 9.6.2020: «Die Musahar sind nicht von Corona betroffen, aber sie leiden unter Hunger, da sie wegen dem Lockdown arbeitslos sind», schreibt unsere Partnerorganisation Pragati aus Bihar. Die Coronavirus-Ansteckungen haben sich in Indien auf 300'000 erhöht (rund 6'000 Verstorbene, Bevölkerung 1,379 Milliarden Menschen). Die Ansteckungen betreffen vor allem die Grossstädte Mumbai, Delhi und Madras. In den Regionen, in welchen das Elisabethenwerk tätig ist, sind die Zahlen weiterhin relativ tief (Orissa 2'478, Jharkhand 793, Chhattisgarh 756 und Bihar 4'493). Angesichts der exponentiellen Zunahme von Arbeitslosigkeit und Hunger ab Beginn des Lockdowns von Ende März lancierte die Regierung Modi relativ schnell ein Kreditprogramm im Volumen von 22 Milliarden US-Dollar für die Lebensmittelversorgung sowie Bargeldverteilung an Mittellose. Dieses begann Mitte April endlich zu greifen – auch dank vieler Freiwilliger, die sich für die Verteilung der Güter zur Verfügung stellten. Mittlerweile sind viele Spitäler an ihr Limit gelangt: In Mumbais Kliniken teilen sich zwei PatientInnen eine Pritsche, die Angehörigen sitzen auf dem Fussboden zwischen den Betten, ohne Schutz vor dem Virus. Patienten werden trotz schweren Erkrankungen abgewiesen.

    Der umfassende Lockdown dauerte bis zum 3. Mai, seither gibt es Lockerungen. Trotz steigender Ansteckungszahlen (aktuell gegen 10'000 pro Tag) plant Indien ab dem 8. Juni weitere Lockerungen: die Öffnung von Tempeln, Kirchen und Moscheen sowie Einkaufszentren, Hotels und Restaurants (ausgenommen Hochrisikoregionen). Ausgangssperren zwischen 21 Uhr und 5 Uhr bleiben. Ab Juli sollen Bildungsinstitutionen wieder öffnen. Auch in Indien ist der Grund für die Öffnung, dass die Wirtschaft enorm gelitten hat und möglichst schnell wieder in Gang kommen soll.

    Die Projektarbeiten sind teilweise unterbrochen, die Projektteams engagieren sich stattdessen in der Informationsvermittlung zur Prävention von Corona-Ansteckung. Sie verteilen von der Regierung bereitgestellte Masken, Seife und Nahrungsmittel sowie Trinkwasser oder helfen gestrandeten ArbeitsmigrantInnen bei der Weiterreise. «Dazu gehört auch die Berücksichtigung von Transgendermenschen und Behinderten», betont ein Projektleiter aus Bihar. Projektleiterin Sr. Britto in Jharkhand besucht in Absprache mit den lokalen Behörden täglich abgelegene Dörfer, wo sie Lebensmittel wie Reis, Soja, Zwiebeln und Kohl an HIV- und AIDS-betroffene Frauen verteilt. Wo möglich werden die bisherigen Projektaktivitäten weitergeführt: Unterstützung bei Anträgen für Lebensmittelkarten, welche Zugang zu Hilfsrationen von staatlichen Verteilstellen ermöglichen, Beratung bei der Wiederaufnahme von Aufträgen im Zusammenhang mit dem NREGA (Recht auf Arbeit), und die Registrierung von Schwangeren unter dem staatlichen Programm ICDS (Integrated Child Development Services), welches Zugang zu medizinischer Betreuung, Nahrungsergänzung und Vorschulen für Kleinkinder ermöglicht. (Stand 9. Juni)
     
  • Stand 30.4.2020: Die Coronavirus-Ansteckungen haben sich in Indien auf 34'000 erhöht. Zur Zeit sind nicht die Erkrankten und die Kapazitäten der Spitäler das grösste Problem, sondern die durch die Ausgangssperre verursachte Arbeitslosigkeit der Menschen, die normalerweise im Tagelohn tätig sind. «Von den Armen, die vorwiegend als Tagelöhner im unorganisierten Sektor tätig sind, wird erwartet, dass sie einen überproportionalen Anteil des ökonomischen Ausfalls dieses unerwarteten Gesundheitsnotstands tragen», schreibt unser Projektpartner Bheema Rao, der ein Slumprojekt in Orissa leitet. Von einem Tag auf den anderen waren die im Tagelohn Tätigen ohne Arbeit, und da die meisten kaum Ersparnisse haben, sondern das Einkommen immer sofort für den Alltagsbedarf einsetzen, trat sehr schnell Hunger auf. Zum Glück griff in Indien nach ca. zwei Wochen endlich das staatliche Unterstützungsprogramm, das Bedürftige über das bestehende Netz von subventionierten Lebensmittelläden (PDS Public Distribtution Shops) mit Lebensmittelrationen versorgt. Auch NGOs engagieren sich für die Bedürftigen, darunter weiterhin auch unsere Partnerorganisationen. Sie helfen beim Verteilen der staatlichen Lebensmittelrationen und stellen zum Teil auch eigene Beiträge. Sie sind es, die darauf achten, dass auch diejenigen Benachteiligten, die keine PDS-Karten (Lebensmittelkarten) besitzen, Essensrationen erhalten.

    Unserer Partnerorganisation Pragati gelang es, in Bihar Grossbauern dazu zu bewegen, über 500 verarmten Familien in 46 Dörfern mit je 5kg Reis und 1 kg Dal (Linsen) zu helfen. Pragati selbst verteilte Getreide und Seife an mehr als 700 Familien in 16 Dörfern. Die Familien ohne PDS-Karten wurden aufgelistet und die Listen den Dofschefs übergeben. Fast alle unsere Partnerorganisationen haben zudem Informationskampagnen zum Coronavirus gestartet und verteilen Masken. Grossartig ist auch, dass Frauen der indigenen Volksgruppe der Lambani, die das Elisabethenwerk vor ein paar Jahren mit einem Nähkurs unterstützte, jetzt in grossem Stil Masken nähen. Bisher haben sie rund 10'000 Masken genäht!
     
  • Stand 9.4.2020: In Indien sind offiziell 3'588 Personen an Corona erkrankt (Stand 7. April). Versammlungen haben das Virus in alle Landesteile getragen, wie mehr als 2'600 religiöse Führer, die sich Mitte März in Delhi trafen, sich fast alle dort infizierten und das Virus weiterverbreiteten. Die Regierung verhängte ab dem 24. März eine Ausgangssperre von 21 Tagen.

    Die Arbeitslosigkeit ist innert kurzer Zeit auf 31 Prozent gestiegen. WanderarbeiterInnen verloren ihre Arbeit und verliessen zu Tausenden die Städte. In Karawanen machten sie sich auf den Weg in ihre Herkunftsdörfer, die bis 2'000 Kilometer entfernt sind. Zu Fuss, weil keine Züge und Busse mehr fuhren. Unterwegs benötigen sie Verpflegung und Unterkunft, die Regierung versprach, Lebensmittel zu verteilen. Bis die Verteilstationen öffneten, dauerte es lange und man weiss nicht, wie lange dies fortgesetzt wird.

    Gemäss einem unserer Projektpartner, Pater Cherian aus dem Norden Orissas, leiden auch die TagelöhnerInnen unter der vollständigen Ausgangssperre. Sie leben von der Hand in den Mund. Gemäss seiner Aussage haben «viele nicht genügend Essensvorräte für einen längeren Ausnahmezustand». Die Behörden riefen auch Private auf, sich zu engagieren. So berichtet unsere Projektpartnerin Sr. Jessy Maria, dass sie und weitere Ordensschwestern in Ranchi (Jharkhand) darum gebeten wurden, sich mit Hilfsgütern zu organisieren.

    Die physischen Distanzregeln wirken sich auch auf die Projektarbeit aus, berichten die Projektpartner. Sitzungen und Weiterbildungen wurden gestrichen, stattdessen werden die AnimatorInnen von den Behörden oder privat zur Verteilung von Lebensmitteln eingesetzt. Da es auch in den Dörfern Benachteiligte gibt, die keine staatliche Unterstützung erhalten, beispielsweise weil ihnen die nötigen Ausweispapiere fehlen, hat Pater Cherian seine AnimatorInnen gebeten, wachsam zu sein und diese Menschen ebenfalls mit Lebensmittel zu versorgen. Auch die Frauengruppen sind involviert, kochen Essen und verteilen Lebensmittelpakete. Ein Projektpartner, der in den Slums von Bhubaneswar (Orissa) arbeitet, hat die Projektarbeiten suspendiert, bleibt aber im Hausarrest aktiv und informiert die Slumbewohner via Handy über die Aktualitäten und Regierungsankündigungen. In Absprache mit den lokalen Behörden verteilt er mit seinem Team Nahrungsmittel an die Meistbenachteiligten, unter Wahrung von mindestens einem Meter Distanz und Mundschutz.
     
  • Stand 23.3.2020: Premierminister Modi hat am Sonntag, 22. März als freiwillige Probe-Quarantäne im ganzen Land Ausgehverbot von 7.00 bis 21.00 Uhr verordnet, um zu testen, ob dies nötigenfalls funktionieren könnte. Die Leute hielten sich tatsächlich gut an die Anweisungen. Geschäfte blieben geschlossen, fast alle Inlandflüge wurden gestrichen. Einzelne Teilstaaten wollten darauf die Ausgangssperre bis Ende März verlängern. Bis zum 24. März gab es mehr als 500 Infizierte, und zehn Tote. Die Dunkelziffer dürfte aber hoch sein, weil bisher nur wenig getestet wurde. Am Dienstag 24. März wurde dann eine dreiwöchige komplette Ausgangssperre für das ganze Land verfügt. Der Eisenbahnverkehr wurde fast gänzlich eingestellt und es dürfen keine internationalen Flüge mehr landen. Kinos und Einkaufszentren sind schon seit einer Woche geschlossen.
     
  • Stand 20.3.2020: Aus den Bundesstaaten Bihar und Jharkhand sind noch keine Infektionen gemeldet. In Chhattisgarh gibt es ein Versammlungsverbot, ansonsten ist noch wenig zu spüren.

Konsulentin Sr. Tessy auf Evaluationsbesuch beim Projekt von RACE im Norden von Telangana, Indien - die Frauen werden in Bio-Landwirtschaft ausgebildet.

Frauen stehen Schlange um die Essensrationen für ihre Familien abzuholen.

Die Frauen der indigenen Volksgruppe der Lambani nähen jetzt Masken.

Verteilung von Lebensmitteln an Benachteiligte in Bihar

Wandbeschriftung zum Coronavirus im von Daughters of St. Anne-Schwester Sr. Sumitra geleiteten Projekt in Indiens Teilstaat Chhattisgarh

Auch in den Regionen, wo sich das Elisabethenwerk in Indien für benachteiligte Frauen einsetzt, gehören Masken zum Alltagsbild, wie bei dieser Frau in Orissa

Das Elisabethenwerk unterstützte bereits vor ein paar Jahren mit einem Nähkurs.

Bisher haben sie rund 10‘000 Masken genäht!

Die selbst genähten Masken werden der Bevölkerung in Zum Schutz vor Corona werden in Indiens Teilstaat Chhattisgarh verteilt