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News 19.12.2022 | Frauennetzwerk – Freiwilligenarbeit – Vereinsleben

«Es war an der Zeit, etwas zurückzugeben»

Eva-Maria Janutin (60) ist neu im Vorstand des Frauenbunds Zug. Die Kommunikations- und Marketingexpertin verantwortet das Resort Öffentlichkeitsarbeit. Gemeinsam mit ihrer Vorstandskollegin Marion Endres, die den Frauenbund Zug auf Instagram brachte und eine Website mit Herz umsetzte, sorgen sie für mehr Sichtbarkeit. Im Interview erzählen die zwei Kommunikationsprofis, wie ein guter Auftritt dem Frauenbund Zug dabei hilft, Frauen in Not besser zu unterstützen.

Eva-Maria Janutin

Schmunzelnd erinnert sich die gelernte Kauffrau an ihre ersten Berufsjahre und daran, wie stolz die Sekretärinnen auf ihre IBM-Schreibmaschinen waren. Als Büroautomationsgeräte auf den Markt kamen, war Eva-Maria begeistert. Die Neugierde für Technologie und der Mut zu neuen Ufern begleiten sie bis heute. Nach einer schweren Erkrankung stieg die Vollblutunternehmerin beruflich um und eröffnete eine Praxis für Hypnose- und Gesprächstherapie.

Eva-Maria Janutin und ihre Vorstandskollegin Marion Endres haben im Bereich Marketing und Kommunikation einiges geschafft und einiges vor. Marion hat dem Frauenbund Zug zu einer neuen Website verholfen und managt den Instagram-Account des Vereins. Auch einen Podcast haben die zwei Frauen im Visier.

Warum engagierst du dich beim Frauenbund Zug?

Eva-Maria: In jungen Jahren habe ich mich bereits ehrenamtlich engagiert. Später widmete ich mich der Familien- und Karriereplanung. Als ich wieder mehr Kapazitäten hatte, fand ich, es sei an der Zeit, etwas zurückzugeben und engagierte mich gut zwei Jahre lang in der Frauengemeinschaft Cham. Eine Erfahrung, die ihr nun im Kantonalvorstand zugutekommt.

Marion: Frauen sind immer noch nicht so gut im Vernetzen. Es ist ein Jammer, dass es uns Frauen noch immer schwerfällt, starke und erfolgreiche Netzwerke zu bilden. Der Frauenbund Zug bestärkt Frauen im Netzwerken und vernetzt die Gemeinde mit dem Verein. Wir sind schnell und aktiv, helfen Frauen und Familien in Not und sind vor Ort mit unseren Kontaktfrauen in den jeweiligen Gemeinden präsent.

Formelle Freiwilligenarbeit in Vereinen ist rückläufig. Menschen wollen sich kurzfristig und projektbezogen engagieren. Wie reagiert ihr darauf?

Eva-Maria: Wir spüren, dass sich Menschen für eine gute Sachen gerne zur Verfügung stellen. Da wir ein Verein sind, geschieht das überwiegend über langfristige Ehrenämter, aber wir diskutieren im Vorstand gerade, wie wir Frauen für einzelne Projekte einbinden und agile Mitgestaltungsformen anbieten könnten.

Marion: MitstreiterInnen sollen die Möglichkeit haben, sich gemäss ihren Interessen zu engagieren. Als Verein suchen wir nach Wegen, um das zu ermöglichen.

Ihr habt «katholisch» nicht im Vereinsnamen. Cleverer Marketingzug?

Eva-Maria: Wir haben hierzu eine Umfrage auf unserer Website durchgeführt. Das Ergebnis war eindeutig. Das «katholisch» haben schon unsere Vorgängerinnen in «kantonal» umgetauft. Künftig möchten möchten wir gern der Zuger Frauenbund sein. Wir sind sehr zuversichtlich, dass der Vorschlag an der Generalversammlung 2023 angenommen wird.

Inwiefern ist Sichtbarkeit im Netz für (katholische) Frauenvereine heute wichtig?

Eva-Maria: Sichtbarkeit ist wichtig, weil Information und Wissen wichtiger geworden sind. Menschen wollen sich ja nicht nur informieren oder Wissen abrufen. Man will schnell Antworten haben. Für die junge Generation ist das eine Selbstverständlichkeit. Für die ältere Generation ein liebgewonnener Luxus. Meine 82-jährige Schwiegermutter beispielweise ist nicht mit Kommunikationstechnologien aufgewachsen. Aber die Möglichkeit, sich schnell zu vernetzen und auf WhatsApp das Enkelkind zu sehen, schätzt sie sehr.

Was hat euch dazu bewogen, auf Instagram zu gehen?

Eva-Maria: Wir machen darauf aufmerksam, dass es den Zuger Frauenbund gibt. Es ist wichtig, in den sozialen Medien Präsenz zu zeigen. Wir sind realistisch und glauben nicht, dass wir damit viele neue Mitglieder gewinnen, aber wir sind sichtbar. Einfach posten reicht nicht. Das Vereinsprogramm muss attraktiv sein. Soziale Medien sind kein Selbstzweck, aber sie gehören heute einfach dazu.

Marion: Mit Instagramm öffnen wir uns und zeigen uns stärker, damit wir auch jüngere Zielgruppen Einblicke in unser Vereinsleben erhalten. Über Instagramm zeigen wir unser Engagement und können so dafür sorgen, dass viele Menschen über uns informiert sind. Auch ist uns wichtig beweisbares Engagement zu zeigen. Getreu dem Motto: Tue Gutes und zeige es auch. Wir sind zu oft zu zurückhaltend.

Tue Gutes und sprich darüber – sind Frauen zu bescheiden?

Beide, fast gleichzeitig: Jaaaaaaa - auf jeden Fall!

Eva-Maria: Frauen dürfen selbstbewusst zu ihren Werten stehen und zeigen, wer sie sind und was sie drauf haben.

Marion: Wir müssen als Frauen sichtbarer und lauter werden. Zurückhaltung bringt uns oft nicht weiter.

Wenn der Frauenbund Zug ein Produkt wäre, wie würdet ihr es anpreisen?

Eva-Maria: Der Frauenbund Zug steht für Liebe und Nähe. Unsere Sozialwerke tragen einen grossen Beitrag dazu bei. Auch unsere Anlässe, zum Beispiel die Nähkurse, die Frauen zusammenbringen.

Was hat sich seit euren Kommunikations- und Marketingmassnahmen verändert?

Marion: Eigentlich hat sich alles verändert. Unserer Haltung über die heutigen Themen sowie über die Sprache, bzw. wie wir uns ausdrücken oder Stellung beziehen. Sogar das Logo hat ein Update erhalten. Wir sind das «Herz von Zug» und haben das jetzt als Signet fest in unserem Auftritt verankert.

Welchen Tipp habt ihr für andere Kantonalverbände?

Eva-Maria: Sich zusammenzuraufen, den Vorstand erweitern, Talente ausschöpfen und voneinander lernen, an einem Strick zu ziehen und nicht aufgeben. Auch stolz sein auf das Wirken des Vereins und dieses regelmässig feiern.

Frauenbund Zug

Der Zuger Kantonale Frauenbund ZKF wurde 1913 gegründet und zählt heute 7000 Mitglieder. Ihm sind 13 Ortsvereine angeschlossen, welche in den Gemeinden ehrenamtlich wertvolle Arbeit leisten. Der Kantonalverband beschreibt sich auf seiner Website als «ein Forum für gesellschaftspolitische Fragen der Frau mit dem Ziel, sich solidarisch mit anderen Organisationen zu vernetzen» – dies seit kurzem mit einer neuen Zusammensetzung im Vorstand. Das neue Team setzt sich neu zusammen aus der langjährigen Präsidentin Margrit Ulrich-Roos, Vizepräsidentin Tanja Ziegler, Ursi Gasser, zuständig für Sozialwerke, Ursi Gasser verantwortlich für die Sozialwerke, Finanzverantwortliche Carmen Bitterli-Zweifel, Marion Endres Verantwortliche Marketing, Website & Soziale Medien sowie Eva-Maria Janutin zuständig für Öffentlichkeitsarbeit.

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