Frauenfragen gehen alle etwas an
Über ein Jahrzehnt prägte SKF-Präsidentin Simone Curau-Aepli die Aktivitäten der Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen EKF, davon sechs als Vizepräsidentin. Die Thurgauerin blickt auf elf bewegte Jahre im Dienst der Gleichstellung zurück. Mit der neuen Legislatur geht ihre Mitwirkung in der EKF an SKF-Vorstandsmitglied Fabienne Roos über. Seinen Visionen und den Interessen seiner Mitglieder verpflichtet, gestaltet der Frauenbund auf diese Weise Schweizer Gleichstellungspolitik mit.

Visionäre Pionierarbeit seit 1976
Die EKF ist das erste und über mehr als ein Jahrzehnt das einzige nationale Gremium, welches sich im Auftrag des Bundes mit Gleichstellungsfragen befasst. «Wir wirken für die Bundesverwaltung, das Parlament, den Bundesrat und die allgemeine Öffentlichkeit und erarbeiten Grundlagen zum Thema Frauen und Gleichstellung», so Simone Curau-Aepli.
Nicht immer einer Meinung
Die EKF setzt sich aus Vertreter:innen der grossen Frauenverbände, der Sozialpartner und der Wissenschaft sowie aus weiteren Fachpersonen zusammen, die sich mit frauenspezifischen Fragen sowie mit der Gleichstellung von Frau und Mann befassen. «Es ist ein intensiv gepflegter Austausch, eine tour de table, für gleichstellungspolitisch aktive Organisationen. Der SKF profitiert in dieser Zusammenarbeit auch von den sehr guten Grundlagen für Vernehmlassungen und Stellungnahmen zu politischen Vorstössen. Wir sind als SKF-Verbandsvorstand nicht immer einer Meinung mit den Haltungen der EKF, aber im Wissen um die Ressourcen, die es für komplexe Vernehmlassungen braucht, ist diese Arbeit der EKF eine grosse Unterstützung», anerkennt Curau-Aepli..
Vom Bundesrat gewählt
Die Präsidentin oder der Präsident sowie die 20 Mitglieder der EKF werden für eine Amtsdauer von vier Jahren vom Bundesrat gewählt, beziehungsweise bestätigt. Das Vizepräsidium wird durch die übrigen Kommissionsmitglieder gewählt, beziehungsweise zu Beginn der Amtsperiode bestätigt. Für jede Legislatur werden strategische Ziele und thematische Schwerpunkte definiert, von 2020 – 2023 die Themen Digitalisierung und Geschlecht, Junge Frauen* sowie Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt während der Familienphase. Letzteres konnte aufgrund des Ausbruchs der Covid-19-Pandemie nicht wie vorgesehen bearbeitet werden.
Grundlagenarbeit für die Gleichstellung
Simone Curau-Aepli schätzt die fundamentale Arbeit: «Die EKF schafft es immer wieder, Themen grundlegend anzugehen, beispielsweise hat die Kommission kurz nach Ausbruch der Pandemie eine Studie in Auftrag gegeben, die die genderspezifischen Auswirkungen von Covid-19 untersuchte.» Seit 2013 ist Simone bei der EKF dabei. Damals lief die Legislatur bereits seit einem Jahr. 2017 wurde sie von EKF-Präsidentin Yvonne Schärli für das Amt des Vizepräsidiums angefragt. «Die Anfrage war für mich sehr überraschend», erinnert sich Curau-Aepli heute. Diese Aufgabe zu übernehmen, war mit einer grossen Verantwortung und erheblichem Aufwand verbunden.
Vizepräsidentin Südafrikas dankt Frauenbund
Der Aufwand wird goutiert – und zwar international. Als Simone 2019 an einem Anlass von UN Women zum Thema Frauenrechtskonvention CEDAW mitwirkt, kommt keine geringere als die ehemalige Vizepräsidentin Südafrikas auf sie zu. Phumzile Mlambo-Ngcuka ist zu dieser Zeit Präsidentin UN Women (2013–2021). «Verschiedene Frauenorganisationen wurden von Phumzile Mlambo-Ngcuka eingeladen. Beim Fototermin ist sie auf mich zugekommen und dankte mir persönlich für den Einsatz des SKF zur Erneuerung der Katholischen Kirche weltweit und im speziellen für die Frauen in der Kirche. Sie wusste also, wer ich bin und kannte das Engagement des Frauenbunds. Das hat mich dermassen geflasht!»
Mehr Frauen in die Politik
Die Parlamentswahlen 2019 gingen als Frauenwahlen in die Schweizer Geschichte ein. Die Eidgenössische Kommission für Frauenfragen EKF bereitete diesem Erfolg den Boden und lancierte das Projekt «halbe-halbe» bereits in der Phase der Nomination in den Parteien. Simone Curau-Aepli leitete die Arbeitsgruppe, organisierte Hearings mit den Parteispitzen und lancierte den Videospot «halbe-halbe». Der Spot hatte das Ziel, mehr Frauen für politische Ämter zu motivieren – und forderte Parteien auf, die dafür notwendigen Voraussetzungen zu schaffen. So viele Politikerinnen wie nie zuvor, zogen ins Schweizer Parlament ein. Zu diesem Wahlerfolg trugen Parteien, Politiker:innen, Wähler:innen und Frauenorganisationen bei. Auch der legendäre Frauenstreik 2019 (bei dem der SKF mit dem Frauen*Kirchenstreik mit von der Partie war) trug das Seine dazu bei.
Neue Modelle zur Kinderbetreuung
Viele verschiedene Themen und Anliegen sind Simone während ihrer elf Jahre in der EKF begegnet. 2017 arbeitete die Kommission ein Modell für eine Elternzeit aus. «Wir waren und sind der Überzeugung, dass es eine neue Kultur der Care-Arbeit und der Elternschaft braucht. Wir haben eine Fachtagung organisiert, mit Expert:innen aus dem In- und Ausland. Mir wurde klar, wie vorsintflutlich wir in der Schweiz in Sachen Familienpolitik sind», blickt Simone zurück. Auch der SKF hat sich im Rahmen der Diskussion um den Vaterschafsurlaub vor allem für eine Elternzeit eingesetzt, auch um die Rolle der Väter zu stärken.
SKF bleibt in EKF vertreten
«Ich bedaure sehr, dass meine Mitwirkung bei der EKF endet. Ab 2024 vertritt SKF-Vorstandsmitglied Fabienne Roos mit dem Start der neuen Legislatur den SKF, sodass sie sich von Anfang einarbeiten kann». Die EKF werde auch in Zukunft eine wesentliche Rolle in der Gleichstellungspolitik der Schweiz einnehmen. Sie verfüge über eine Geschäftsstelle, die hervorragende Arbeit leistet und arbeitet entlang einer systematischen Legislaturplanung. Beides stärke die hohe Wirksamkeit und mache diese sowohl nach innen als auch nach aussen sichtbar, so Simone.
Was ist die EKF?
Die Eidgenössische Kommission für Frauenfragen EKF wurde 1976 vom Bundesrat als ständige ausserparlamentarische Kommission eingesetzt. Als beratendes Organ des Bundes befasst sie sich mit allen Fragen, die die Situation der Frauen in der Schweiz und die Gleichstellung der Geschlechter betreffen. Zur EKF-Website
UN Women und SKF
Phumzile Mlambo-Ngcuka (l.), ehemalige Vizepräsidentin Südafrikas und SKF-Präsidentin Simone Curau-Aepli 2019 in Bern.

Geld und Geschlecht
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«Die EKF nimmt Themen auf, die in der Luft liegen und die dank dieser Kommission frühzeitig im politischen Prozess Eingang finden. Fabienne Roos wurde im November 2023 für vier Jahre gewählt. Ich wünsche meiner Nachfolgerin, dass sie viel lernen kann und sich traut, ihre eigene Stimme und die des Frauenbunds einzubringen. Ich freue mich sehr, dass Fabienne den SKF als junge Frau vertritt und so auch einen Generationenwechsel in der EKF verkörpert.»

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