Frauenbündnis Altersvorsorge fordert besseren Schutz für Schwangere
Das Parlament beschäftigt sich in der Herbstsession mit der Frage, ob die Lücken in der Sozialversicherung geschlossen werden sollen, damit auch arbeitslose Schwangere Anspruch auf Mutterschaftsentschädigung haben. Das Frauenbündnis Altersvorsorge – ein Zusammenschluss von Frauenorganisationen, Gewerkschaften und Verbänden, darunter auch der Frauenbund Schweiz – hat sich mit einem offenen Brief an alle Ständerät:innen gewandt.

Anlass ist die bevorstehende Abstimmung vom 24. September zur Motion 24.3653 «Schwangerschaft am Arbeitsplatz. Lücken schliessen, Mutterschutz für alle Arbeitnehmerinnen». Die Motion will verhindern, dass arbeitslose Frauen während der Schwangerschaft aus der Arbeitslosenversicherung herausfallen und dadurch nicht nur ihre finanzielle Sicherheit, sondern auch den Anspruch auf Mutterschaftsentschädigung verlieren.Das Frauenbündnis Altersvorsorge bittet darum, der Motion zuzustimmen.
Jährlich sind rund 500 Frauen betroffen. Zudem sind schwangere Arbeitslose bei gesundheitsbedingter Arbeitsunfähigkeit unzureichend abgesichert: Sie erhalten nur 30 Taggelder, obwohl sie im Durchschnitt während sechs Wochen arbeitsunfähig sind.
Die geforderte Gesetzesänderung würde lediglich geringe Mehrkosten von rund 8–9 Millionen Franken verursachen – weniger als 0,12 Prozent der Gesamtausgaben der Arbeitslosenversicherung. Angesichts der stabilen Finanzlage der ALV sind diese Kosten tragbar und ein wichtiger Schritt zu mehr Gerechtigkeit.
Warum ist das wichtig für Frauen in der Schweiz?
- Schwangere Arbeitslose gehören zu einer besonders verletzlichen Gruppe und haben praktisch keine Chance, kurz vor der Geburt eine Stelle zu finden.
- Sie geraten dadurch rasch in prekäre Situationen, die Mutter und Kind belasten.
- Andere strukturell benachteiligte Gruppen (z. B. ältere Arbeitslose) erhalten bereits Zusatzleistungen – für schwangere Frauen fehlt dieser Schutz bislang.
- Mit der Annahme der Motion würde ein klares Zeichen gesetzt, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch in schwierigen Lebenslagen ernst genommen wird.
Neben dem Offenen Brief des Frauenbündnisses Altersvorsorge haben sich auch die zwei konfessionellen Frauedachverbände femmes protestantes und der Frauenbund Schweiz in einem separaten Schreiben direkt an alle Mitglieder des Ständerats gewandt. Darin fordern sie die Annahme der Motion 24.3653 und betonen:
- Nur mit fairen und verlässlichen Rahmenbedingungen könne verhindert werden, dass schwangere Frauen in einer besonders verletzlichen Lebensphase benachteiligt werden.
- Schwangerschaft und Geburt seien Zeiten grosser körperlicher und seelischer Belastung, in denen Frauen zudem besonders viel unbezahlte Sorgearbeit leisten – Arbeit, die unverzichtbar für die Gesellschaft ist, aber bis heute zu wenig anerkannt wird.
- Gute Rahmenbedingungen seien daher nicht nur eine Frage der sozialen Absicherung, sondern auch ein Akt der Anerkennung und des Respekts gegenüber den Frauen, die diese Verantwortung tragen.
- Die zusätzlichen Kosten seien gering und angesichts der finanziellen Lage der Arbeitslosenversicherung ohne Weiteres tragbar.
Mit ihrer Zustimmung schaffen die Ständerät:innen gerechtere Rahmenbedingungen für die Mutterschaft, stärken die gesellschaftliche Anerkennung von Sorgearbeit und ermöglichen, dass Frauen ihre Schwangerschaft unbeschwert erleben, ihr Kind in Würde zur Welt bringen und sich in Ruhe auf ihre berufliche Wiedereingliederung vorbereiten können.
Für den Frauenbund Schweiz gehört es zu seinen zentralen Aufgaben, Frauen und ihre Interessen anwaltschaftlich politisch zu vertreten. Mit diesem Engagement unterstreicht er seine Rolle als starke Stimme für Frauen in der Schweiz.
Dateien
250916_Frauenbund und femmes protestantes an WAK-S zu Motion 24.3653.pdf
250904_Offener Brief_Frauenbündnis Altersvorsorge_SR_Motion_24.3653.pdf
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