Zeige mir deine (Hand)Tasche und ich sage dir, wer du bist.
Ich staune immer wieder über gewisse Männer, aber kaum je über Frauen, denen ich morgens am Bahnhof begegne. Sie tragen meist tadellose Anzüge und haben weder Tasche noch Rucksack dabei.
Ja, es gibt jene die das Handy am Gurt tragen und dann dringend Notwendiges wie ein Hamster in Hosen- und Jackentaschen füllen – das kenne ich gut von meinem Mann Beat. Das wäre für die beschriebene Kategorie Mann aber ein No-Go und bestimmt auch gar nicht notwendig, weil sie offenbar unterwegs nichts brauchen.
Eine Tasche für alle Fälle
Da ticke ich anders. Ich gehe kaum einmal ohne Tasche aus dem Haus. Je nach Tagesplan ist es eine grössere oder kleinere, eine einfachere oder eine elegantere. In der Tasche gibt es eine Grundausrüstung an Gegenständen, die mitmuss und dann vorab auch mal von einer Tasche in die andere umzieht. Da ist zum Beispiel die Bag-in-the-Bag, damit ich bei Spontaneinkäufen keine Tasche kaufen muss. Da sind Hilfsmittel für den Notfall wie Bachblüten-Notfalltropfen, Arnika-Chügeli, Schmerzmittel, Pflästerli, Taschentücher, Taschenmesser und Schreibstifte. Die volle Trinkflasche und Halspastillen, ein Lippenstift und zig andere Dinge sind je nach Grösse der Tasche auch dabei. Schlüssel fehlen allerdings, weil ich diese nicht mag und unser Haus immer offen ist.
Spontane Einsatzbereitschaft
Meine Erfahrung zeigt, dass diese Ausstattung nicht nur mir und den mitreisenden Kindern oder Erwachsenen oft von grossem Nutzen ist, sondern, dass ich damit schon vielen anderen Menschen und sogar Tieren helfen konnte. Das kann am Bahnhof, im Zug, bei Veranstaltungen oder auf dem Spielplatz sein. Bei solchen spontanen Begegnungen bin ich immer wieder bewegt über kurze oder auch längere Gespräche, die nicht selten sehr persönlich werden. Es geht dabei oft um die alltägliche Care-Arbeit – Sorge mit und zu sich selbst und mit anderen.
Ich wünsche mir, dass diese alltägliche Care-Arbeit immer mehr von auch von Männern ohne Gepäck übernommen wird. Unsere Gesellschaft braucht Menschen, die mit Handtasche oder Rucksack unterwegs sind, gefüllt mit Achtsamkeit, Offenheit und Zuwendung sowie der Bereitschaft, andere spontan zu unterstützen, wenn sie Hilfe benötigen.
Vor-Sorgen für andere und für mich
Dieses für andere Vorsorgen ist vielen Frauen besonders vertraut und Teil ihrer Lebenshaltung. Leider ist es für viele Frauen aber nach wie vor nicht selbstverständlich, sich um ihre Altersvorsorge mit derselben Sorgfalt und Selbstverständlichkeit zu kümmern. 2024 werden wir in Volksabstimmungen über drei Vorlagen befinden: Im März über zwei Initiativen zur AHV und im Juni über die Revision der Beruflichen Vorsorge BVG. In Zusammenarbeit mit anderen Frauendachverbänden bietet der SKF Hintergrundinformationen. Wir möchten damit unsere Mitglieder ermuntern, sich mit diesen wichtigen Fragen auseinanderzusetzen. Die finanzielle Selbstsorge ist wichtig und notwendig, denn Altersarmut ist immer noch weiblich!
Simone Curau-Aepli
Die SKF-Vorstandspräsidentin schreibt ihre Sicht zu aktuellen Themen in jeder Ausgabe der Verbandszeitschrift Qu(elle). Weil der Platz dort knapp ist, ist die ausführliche Version hier zu lesen.
1 Kommentar
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Liebe Simone Danke! Du hast auf kreative, originelle Weise den Bogen von der Handtasche zu einem äusserst wichtigen Thema gespannt. Ich finde es sehr kostbar, dass der SKF zur komplexen BVG-Reform Informationen zur Verfügung stellt und Entscheidungshilfen bietet.