Hilfe zur Selbsthilfe in Uganda in der Sendung «mitenand» auf SRF1

In Uganda leben rund drei Viertel der Menschen auf dem Land, 71 Prozent leben von der Landwirtschaft. Auf kleinen Flächen bauen sie Gemüse und Früchte für den Eigenbedarf an. Der Anteil der Menschen, die extremer Armut leben, beträgt in diesem Staat in Ostafrika über 40 Prozent. Das entspricht knapp 18 Mio. Menschen. Das Durchschnittsalter ist mit 16.7 Jahren eines der weltweit niedrigsten, 70 Prozent der Bevölkerung sind unter 25-jährig.

Der Bevölkerung reicht das Geld oftmals nicht von einer Ernte zur Nächsten. Sie brauchen dann neue finanzielle Mittel. Wegen Wucherzinsen bis zu 50 Prozent ist es gefährlich, Kredite aufzunehmen; denn die Kreditgeber sind nicht gerade zimperlich, wenn es darum geht, das Geld wieder einzutreiben.

Auf Initiative des Elisabethenwerks schliessen sich Frauen stattdessen in lokalen Kredit- und Spargruppen zusammen. Diese Frauenpartnerschaft UPWOSED* ermöglicht mittels Spar- und Kreditgruppen Hilfe zur Selbsthilfe.

Der Film in der SRF1 Sendung «mitenand» zeigt wie mit Hilfe zur Selbsthilfe in Uganda Frauen gestärkt werden

Sumaya hat dank der Initiative des Elisabetehenwerks eine Existensgrundlage - ihre Geschichte im Film SRF «mitenand» Foto: SRF

Lokale Kredit- und Spargruppen

Jeweils 15 bis 22 Frauen treffen sich wöchentlich und können so Projekte anstossen, die ihre wirtschaftliche und soziale Situation verbessern. Gespart wird, was die Ärmste regelmässig einbringen kann. Alle zahlen dieselbe Summe wöchentlich ein und das Geld wird sicher verwaltet. Zugleich hat jede Teilnehmerin das Recht, Antrag auf Kredit zu stellen. Dabei trägt sie ihr Projekt in der Gruppe vor, bittet um Unterstützung für die benötigte Summe und schlägt vor, bis wann sie den Betrag wieder zurückzahlen kann. Die Frauen entscheiden gemeinsam, welche Projekte sie unterstützen wollen.

Ein grosser Vorteil ist, dass die finanziellen Mittel langfristig im Topf bleiben und nicht beispielsweise Ende Jahr verteilt und in Geschenken oder ähnlichem verpuffen. So haben die Frauen ein langfristiges Mittel in der Hand, das ihnen immer wieder unter die Arme greifen kann. Zudem fördert es auch den Zusammenhalt im Ort und verbessert das Zusammenleben in der Gemeinschaft. Die Gruppe wird in der Gemeinde registriert, arbeitet mit Behörden zusammen und erhält so auch Zugang zu Hilfsangeboten anderer Organisationen.

Das Elisabethenwerk bildet und begleitet die Gruppen und unterstützt sie mit Wissen, welches von Animatorinnen vermittelt wird, wie beispielsweise Wissen über Hygiene, wie Seife hergestellt wird, wie damit ein kleines Geschäft aufgebaut werden kann. Auch biologische Anbaumethoden für mehr Ertrag gehören dazu. Die Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation stärkt das Ansehen der Frauen. Das wirkt sich positiv auf ihr Selbstbewusstsein und auf ihren politischen Einfluss aus. Zudem schützt ihre finanzielle Unabhängigkeit sie weitgehend vor häuslicher Gewalt.

Einblick in eine Spar- und Projektgruppe in Uganda

Im Film wird Sumayas Geschichte erzählt. Sie lebt in Mukono. Dies liegt ca. 20 km westlich von Ugandas Hauptstadt Kampala. Seit 2017 ist sie in der Gruppe «Tweyagalize», was «gut für uns sorgen» bedeutet. Zu Beginn lieh sie sich Geld, um gekochte Süsskartoffeln und Cassava zu verkaufen. Schon nach kurzer Zeit konnte sie den geliehenen Betrag zurückzahlen. Als sie feststellte, dass es in ihrer Region keinen Laden für Ersatzteile von Motorrädern gab, stellte sie erneut einen Antrag in ihrer Spargruppe. Seit Mai 2019 ist ihr Ersatzteilladen geöffnet, die Boda-Boda Motorrad-Taxifahrer schätzen die lokale Anbieterin. Mittlerweile ist sie auch Arbeitgeberin von Mechanikern und kann dank ihrem Einkommen den Schulbesuch ihrer Schwester finanzieren.

Mit ihrer Existenzgrundlage kann sie auch anderen Frauen wieder weiterhelfen. Bis heute haben sich in Uganda auf Initiative des Elisabethenwerks bereits 36’000 Frauen in Spar- und Kreditgruppen organisiert und Schritte aus der Armut unternommen.

Zum Film über Unabhängigkeit dank Spargruppen von «mitenand» auf SRF1

Der Film von SRF wurde unter herausfordernden Bedingungen gedreht. Im November 2020 stiegen die Zahlen der Covid-19 infizierten in der Schweiz wieder deutlich an. In Uganda war die Situation jedoch relativ ruhig und der internationale Flughafen erst vor kurzem wieder geöffnet. Einreisen waren mit einem negativen Covid-Test möglich. Der Filmer Bruno Amrein konnte die Reise Ende November wie geplant antreten und besuchte die Spar- und Kreditgruppe in Mukono in Begleitung von Lydia Nayiga, unserer lokalen Konsulentin in Uganda.

*UPWOSED ist die Abkürzung für Ugandan Partnership of Women for Self Help Development, also Ugandische Frauenpartnerschaft für Entwicklung durch Selbsthilfe

Sumayas Laden für Ersatzteile von Motorrädern und der Filmer Bruno Amrein von SRF

Die Kredit- und Spargruppe Tweyagalize trifft sich wöchentlich in Mukono