Home Aktuelles Kurs Freiwilligenarbeit, Beruf und Familie – Stefanie Neuhauser
News 18.11.2025 | Bildung

Kurs Freiwilligenarbeit, Beruf und Familie – Stefanie Neuhauser

Die Balance zwischen Ehrenamt, Beruf und Familie ist anspruchsvoll – wie wir unsere unterschiedlichen Aufgaben gestalten, ist entscheidend für unser Wohlbefinden. Die Teilnehmerinnen reflektieren ihre bisherigen Strategien und entdecken neue Wege, um ihre vielfältigen Aufgaben motiviert und effizient zu gestalten. Der Austausch bietet Raum für persönliche Erkenntnisse und konkrete Impulse für den Alltag. Stefanie Neuhauser beantwortet Fragen zum neuen Kurs.

Wo siehst du die Gründe, warum sich heute immer weniger Menschen für Freiwilligenarbeit motivieren lassen?

Frauen engagieren sich heute neben der Familie zuhause ebenfalls vermehrt im Beruf. Dieser erhöhte berufliche Druck, der Zeitmangel und die ständige Erreichbarkeit auch im Privaten – da bleibt wenig Raum und vor allem oft wenig Energie für zusätzliches Engagement in der Freiwilligenarbeit.

Hinzu kommt eine Veränderung der Lebensstile: Spontane, flexible Freizeitgestaltung wird wichtiger als langfristige Verpflichtungen in einem Verein oder einer Organisation. Gleichzeitig fehlt manchmal das Gefühl, mit Freiwilligenarbeit wirklich etwas bewegen zu können, oder die gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung – besonders für die Vorstandsarbeit – bleibt aus.

Trotzdem haben viele weiterhin das Bedürfnis, etwas Sinnvolles beizutragen, es zeigt sich nur anders. Viele engagieren sich heute punktuell, digital oder in neuen Formen wie Nachhaltigkeitsinitiativen, Nachbarschaftshilfe oder Spendenaktionen.

Wie unterscheiden sich die Herausforderungen in Beruf, Familie und Freiwilligenarbeit – und wo gibt es Gemeinsamkeiten?

Beruf, Familie und Freiwilligenarbeit fordern Menschen auf ganz unterschiedliche Weise – und doch haben sie eines gemeinsam: Sie verlangen Einsatz, Verantwortung und die Fähigkeit, Zeit und Energie sinnvoll zu verteilen.

Im Beruf geht es meist um Leistung, Effizienz und beruflichen Erfolg. Plakativ gesagt muss man Ergebnisse liefern und Erwartungen erfüllen. In der Familie zählt dagegen emotionale Präsenz, Fürsorge und Geduld.

Freiwilligenarbeit liegt irgendwo dazwischen. Sie ist oft nicht so verpflichtend wie der Job, aber auch nicht selbstverständlich wie familiäre Unterstützung. Sie verlangt Eigeninitiative, Organisation und manchmal den Mut, die Komfortzone zu verlassen. Was Freiwilligenarbeit ausmacht, ist das Gefühl, Teil von etwas Grösserem oder Sinnvollem zu sein. Sie erfüllt oft den Wunsch nach Sinnhaftigkeit, was manchen im Beruf fehlt.

Was sind typische Fehler beim Energie- und Ressourcenmanagement, die du häufig beobachtest?

Einer der häufigsten Fehler ist, dass Menschen ihre eigene Energie wie eine unerschöpfliche Ressource behandeln. Viele planen ihren Alltag voll durch, ohne Erholungsphasen bewusst einzuplanen. Nach dem Prinzip: Irgendwie geht’s schon. Das funktioniert kurzfristig oft ganz gut, führt aber langfristig zu Erschöpfung, Gereiztheit und einem grossen Mental load.

Zeit und Energie sind auch nicht das Gleiche. Nur weil man Zeit hat, heisst das nicht, dass man auch die Kraft oder Konzentration für anspruchsvolle Aufgaben besitzt. Gutes Ressourcenmanagement bedeutet, zu erkennen, wann man produktiv ist und wann man auftanken und regenieren muss.

Kurz gesagt: Der grösste Fehler liegt selten im Mangel an Energie, sondern in ihrer falschen Verteilung. Wir müssen lernen, mit unserer Energie achtsam und sorgsam umzugehen und sie geschickt einzuteilen. Dazu gehört auch abgeben oder Nein sagen zu können. 

Was ist dein wichtigster persönlicher Tipp für Vorstandsfrauen, die motiviert und effizient bleiben möchten?

Mein wichtigster Tipp ist: Energie managen, nicht nur Zeit. Viele Frauen sind oft hervorragend organisiert, aber sie vergessen, dass echte Motivation nicht aus Disziplin, sondern aus innerer Balance und Sinn entsteht. Man darf sich auch mal im Nichtstun üben.

Vorstandsfrauen tragen eine hohe Verantwortung, beruflich wie privat. Um langfristig leistungsfähig zu bleiben, braucht es bewusste Rituale der Regeneration. Momente, in denen man auftankt, statt nur zu funktionieren. Das kann Bewegung, Stille, Austausch mit Gleichgesinnten oder kreative Zeit sein. Hauptsache, es nährt und fordert nicht nur. Und man darf durchaus auch mal NEIN sagen.

Welche Botschaft möchtest du den Teilnehmerinnen über das Seminar hinaus mitgeben?

Der Vorstand ist gezwungen, sich regelmässig neu zu erfinden. Das bringt viel Unsicherheit mit sich, aber auch unglaublich viele schöne und unerwartete Momente. Bleibt kreativ. Seid mutig in der Veränderung. Es kommt gut. 

 

Zu den Kursangeboten

 

Stefanie Neuhauser

Stefanie Neuhauser studierte an der Universität Zürich Soziologie und Neuropsychologie, bildete sich in Coaching und Teamentwicklung weiter und macht aktuell einen weiteren Master in Psychology and Neuroscience of Mental Health am Kings College in London. Vor 13 Jahren war sie eine der Mitgründerinnen der BrainDate AG. Sie setzt sich intensiv mit Selbstführung, Selbst- und Stressmanagement sowie menschlichem Verhalten auseinander. 


Die Zusammenarbeit mit dem Frauenbund Schweiz entstand 2018 durch eine Anfrage für einen halbtägigen Workshop in der Geschäftsstelle und kurz darauf einen Kurs im Weiterbildungsprogramm durch Antonia Fuchs, die damalige Bildungsverantwortliche. Seither führt sie regelmässig Referate, Workshops und Seminare zu den verschiedensten Themen durch. 


Sie bemerkt in ihren Kursen, dass es in den letzten Jahren immer schwieriger wird,  jüngere Frauen für die Vorstandsarbeit zu begeistern. Dadurch fällt noch mehr Arbeit und Aufwand an für diejenigen, welche diese Aufgaben übernehmen. 
Die Vorstandsarbeit wird zudem moderner, es wird mit modernen Tools gearbeitet, was nicht allen Frauen gleich leichtfällt. 

0 Kommentare

Kommentar schreiben