Delegiertenversammlung des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes: Neue Führung, neuer Name und das erste Mal ein Co-Präsidium
Die Delegierten des Frauenbund Schweiz (ehemals SKF Schweizerischer Katholischer Frauenbund) haben an der Delegiertenversammlung vom 23. Mai 2025 in Visp wichtige Weichen für die Zukunft gestellt: Verabschiedungen, Neuwahlen und eine zukunftsweisende Namensänderung prägten den Anlass.

Verbindend und weltumspannend zu sein – im ursprünglichen Sinne von «katholisch» – war und bleibt das Programm des Frauenbunds. Diesen Gedanken transportierte auch der spirituelle Impuls, mit dem Präsidentin Simone Curau-Aepli und Vizepräsidentin Katharina Jost Graf die Versammlung eröffneten. Zum Start wurden wertschätzende Grussworte überbracht von Jean-Marie Lovey, Bischof von Sitten, Marianne Maret, Ständerätin Die Mitte Wallis, und Niklaus Furger, Gemeindepräsident von Visp. Durch den Tag begleitete Barbara Terpoorten, Schauspielerin und Regisseurin aus dem Wallis, und führte mit geistreichen Impulsen und künstlerischer Finesse durch das Programm.
Verabschiedung von Simone Curau-Aepli
Seit 2013 engagierte sich Simone Curau-Aepli (1961) im Verbandsvorstand. Mit Simone Curau-Aepli verlässt eine engagierte, profilierte und mutige Frau den Verbandsvorstand. Seit 2016 stand sie an der Spitze des grössten konfessionellen Frauenverbands der Schweiz und prägte dessen Kurs mit Klarheit, Haltung und Visionen. Die Amtszeit von Simone Curau-Aepli wurde 2022 statutenkonform um eine ausserordentliche vierte Amtszeit verlängert. Sie war Mitinitiantin des Projekts «Halbe-Halbe» der Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen EKF vor den eidgenössischen Wahlen 2019, reiste mit dem Elisabethenwerk nach Bolivien, führte den Verband mit agilen Methoden und digitalen Tools durch die Pandemie und setzte sich für gendersensible Sprache ein. Mit Nachdruck forderte sie die Öffnung kirchlicher Ämter für Frauen, trat öffentlichkeitswirksam für eine geschlechtergerechte und diskriminierungsfreie Kirche ein und verlieh dem Anliegen der Gleichstellung auch auf internationaler Ebene Gewicht. Das Wirken der Thurgauerin zeigte: Katholisch und feministisch schliessen sich nicht aus.
Verabschiedung von Karin Weber
Auch Karin Weber (1990), seit 2021 im Vorstand engagiert, wurde verabschiedet. In ihrer Funktion als Finanzverantwortliche brachte sie wertvolle Kompetenzen aus dem Non-Profit-Management ein und unterstützte die Geschäftsstelle beim Aufbau des Verbandsfundraisings. Ihr berufliches Wirken als Leiterin Stabsstelle Projekte und Nachhaltigkeit bei der Katholischen Kirche Stadt Luzern floss direkt in ihre Tätigkeit im Frauenbund ein. Mit klarem Kompass und Verlässlichkeit trug Karin Weber, heute Projektleiterin im Bildungs- und Kulturdepartement des Kantons Luzern, dazu bei, gesellschaftspolitische und kirchliche Anliegen miteinander zu verknüpfen.
Profilierte neue Persönlichkeiten im Verbandsvorstand
Neu in den Vorstand gewählt wurden Pia Viel (1959) und Barbara Schmid-Federer (1965). Pia Viel ist seit Jahren eine treibende Kraft im Aargauischen Katholischen Frauenbund (AKF), den sie präsidiert. Ihr Engagement reicht jedoch weit über den Kantonalverband hinaus. Die pensionierte HR-Fachfrau und Sachbearbeiterin Administration und Rechnungswesen bringt umfangreiche Erfahrung mit und setzt sich für Gleichstellung, Familienpolitik und kirchliche Teilhabe ein. Neben ihrer Rolle im AKF ist sie Präsidentin des Dachverbands Tagesstrukturen Mittagstisch Aargau, Vizepräsidentin des Gönnervereins Spitex Nord Ost Aargau sowie Mitglied im Verein Gleichstellung Aargau. Politisch ist Pia Viel als Präsidentin der Die Mitte im Bezirk Baden aktiv. Barbara Schmid-Federer bringt eine beeindruckende Karriere in Politik und Gesellschaft mit. Von 2007 bis 2018 war sie Nationalrätin der CVP (heute Die Mitte), mit Schwerpunkten in Familienpolitik und Menschenrechten. Zudem war sie Präsidentin des Schweizerischen Roten Kreuzes Kanton Zürich und später nationale Präsidentin des SRK. Heute engagiert sich Barbara Schmid-Federer unter anderem als Vizepräsidentin der Gesellschaft Minderheiten in der Schweiz sowie in verschiedenen sozialen Projekten der Freiwilligenarbeit.
Co-Präsidium und Gesamterneuerungswahlen
Gemeinsam mit der bisherigen Vizepräsidentin Katharina Jost Graf wurde Pia Viel ins Co-Präsidium gewählt. Jost Graf studierte Theologie in Luzern und Paris und ist seit 35 Jahren als Seelsorgerin tätig. Seit Kindertagen ist Katharina Jost Graf im Frauenbund aktiv. Vor ihrem Engagement beim nationalen Dachverband wirkte sie im Vorstand des Luzerner Kantonalverbands SKFLuzern. In wertvoller Freiwilligenarbeit präsidierte sie die Volkshochschule Dagmersellen, wirkt im Vorstand der Caritas Zentralschweiz mit und engagiert sich bei der katholischen Reformorganisation Allianz Gleichwürdig Katholisch. Der Frauenbund Schweiz wird damit erstmals in seiner Geschichte von einem Co-Präsidium geführt.
Die bisherigen Vorstandsmitglieder Iva Boutellier (1958), Katharina Jost Graf (1963), Fabienne Roos (1991) und Lydia Corradini-Renggli (1970) wurden im Rahmen einer Gesamterneuerungswahl wiedergewählt.
Emotionale Diskussion im Plenum
Ein zentrales Traktandum der DV war die Namensänderung: An der DV wurde der Antrag eingereicht, die Organisation nicht in «Frauenbund Schweiz», sondern in «Katholischer Frauenbund Schweiz» umzubenennen. Auch an der Delegiertenversammlung konnten spontan Anträge und Voten zum Traktandum Namensänderung gestellt werden. Die Vielfalt der Stimmen zeigte das breite Spektrum der Befindlichkeiten. Einerseits wurde die Angst vor Relevanzverlust und vor der Aufgabe des katholischen Profils thematisiert, andererseits auch begeisterte Unterstützung für den Antrag des Verbandsvorstands geäussert. Der neue Name stärke die Zukunftsfähigkeit. Das Wirken im Sinne katholischer Ethik sei unbestritten – auch eine Namensänderung ändere nichts daran, so die Frauen überzeugt.
Der neue Claim «Überraschend anders katholisch», der künftig mit dem neuen Logo in der visuellen Kommunikation eingesetzt werden soll, sorgte für Gesprächsstoff. Es zeigte sich, dass die Delegierten den Claim als unerlässlich erachten und wollen, dass er verbindlich und systematisch zur Anwendung kommt. Für manche klang er zu sehr nach Werbung, andere fanden, dass er zum Frauenbund passe, neugierig mache und für Aha-Erlebnisse sorge. Die Offenheit und die katholische Identität des Verbandes kämen im neuen Claim zum Ausdruck, entschieden die Delegierten schliesslich – und nahmen den Claim als verbindlichen Bestandteil der visuellen Kommunikation an.
Abstimmungsergebnisse zum Traktandum Namensänderung: Soll der Claim «überraschend anders katholisch» verbindlich in der visuellen Kommunikation des nationalen Dachverbands genutzt werden? Ja: 100 Stimmen, Nein: 57 Stimmen
Schlussabstimmung: Nimmt die Delegiertenversammlung den Antrag des Verbandsvorstands (Umbenennung in « Frauenbund Schweiz»), inklusive Nutzung des Claims, an?
Ja: 153 Stimmen, Nein: 5 Stimmen.
Neuer Name für bewährte Werte
Die Delegierten haben dem Antrag des Verbandsvorstands mit 153 Ja-Stimmen und 5 Nein-Stimmen deutlich zugestimmt. Der Dachverband heisst neu Frauenbund Schweiz. Der neue Name bringt die Offenheit und Vielfalt des Verbands zum Ausdruck und stellt die Frauen – unabhängig von ihrer nationalen und religiösen Zugehörigkeit – in den Mittelpunkt. «Unsere christlichen Werte wie Nächstenliebe und Menschenwürde bleiben. Wir bleiben katholisch. Überraschend anders katholisch» – so der Tenor des Vorstands.
Neuer Claim: überraschend anders katholisch
Der Frauenbund Schweiz nutzt ab sofort einen Claim in seiner Corporate Identity und wird seine katholische Identität künftig mit dem Zusatz «überraschend anders katholisch» zum Ausdruck bringen. «Katholisch» ruft in der Gesellschaft unterschiedliche Assoziationen hervor. Der Frauenbund Schweiz nimmt bewusst eigenständige Positionen ein, die sich von der Amtskirche unterscheiden können, und trägt so zu einem vielfältigen Bild der katholischen Gemeinschaft in Medien und Gesellschaft bei. Der Dachverband setzt sich (kirchen)politisch ein für Gleichberechtigung, gleichwürdige Teilhabe von Frauen, echte Inklusion der LGBTIQ+-Community und einen glaubwürdigen Umgang mit Sexualmoral und bezieht Stellung zu bioethischen Fragen.







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